Mit 16 Jahren gewann Alexandra Soldatowa zum ersten Mal Gold bei einer Weltmeisterschaft in der Rhythmischen Sportgymnastik. Im Team holte die Russin 2014 den WM-Titel in Izmir, der Teenagerin stand eine große Karriere bevor. Bis 2018 sollte sie noch drei weitere Goldmedaillen bei Weltmeisterschaften gewinnen. Doch nun hat sich Soldatowa zurückgezogen: Wegen einer schweren Essstörung nimmt sie eine Auszeit vom Profisport.
Sie leide an Bulimie und lasse sich deshalb behandeln, sagte die heute 21-Jährige der russischen Staatsagentur Tass. Bei einer Bulimie haben Menschen ihr Essverhalten nicht unter Kontrolle. Typischerweise nehmen sie bei Anfällen sehr viel Essen zu sich, versuchen danach aber Gewichtszunahme unter anderem mit Erbrechen zu verhindern.
Seit 2018 sei ihr Leben geteilt gewesen in den "Kampf mit der Krankheit und dem schönen Sport der Rhythmischen Sportgymnastik", so Soldatowa. "Jedes Mal wenn ich vor der Entscheidung stand: Sport oder meine Gesundheit, dann habe ich mich immer für den Sport entschieden." Erst im Sommer 2018, nach Monaten mit ihrer Krankheit, habe sie ihren Trainern von ihrer Krankheit erzählt. Das sei der schwerste Schritt gewesen, aber danach habe sie viel Unterstützung bekommen.
Ob auch ihr Sport ein Grund für ihre Bulimie gewesen sei, sagte Soldatowa nicht. Bei einigen Sportarten wie der Gymnastik, Turnen, Eiskunstlaufen oder im Radsport ist Untergewicht bei Athletinnen und Athleten immer wieder ein Problem. 2017 hatte der Rücktritt der russischen Eiskunstläuferin Julia Lipnitskajas wegen Magersucht für Aufsehen gesorgt.
Soldatowa will bei Olympia dabei sein
"Ich war zweimal im Krankenhaus, wurde behandelt und trank viele Vitamine", so Soldatowa: "Ich habe an den Europameisterschaften 2019 teilgenommen, die Ergebnisse waren in Ordnung, aber mein Gesundheitszustand war schrecklich." Trotz Bulimie gewann sie eine Gold- und zwei Silbermedaillen bei der EM. Öffentlich ließ sie sich nichts anmerken, bis sie im September bei einem Wettbewerb in Portugal das Bewusstsein verlor. Der russische Verband nominierte sie anschließend nicht für die WM 2019.
Nun ging Soldatowa mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit. Ihr Krankenhausaufenthalt sei kein Abschied vom Profisport, sie wolle zurückkehren, sagte Soldatowa. "Ich habe in meiner Karriere eine Pause, ja, ich bin aber in der Phase des Wiederaufbaus, jetzt ist die Einstellung: Heilung und keine Beeilung. Professioneller Sport und eine Bulimie sind unvereinbar", sagte sie. Vor allem für die Olympischen Spiele in diesem Jahr in Tokio sei es wichtig, "gesund wie ein Pferd" zu sein. In sechs Monaten will sie also schon wieder zurück auf der größtmöglichen Bühne ihres Sports sein.
spiegel
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