Nach Hanau-Terror: Zwischenrufer fordert Schweigeminute - wenig später erheben s ich alle Berlinale-Gäste

  21 Februar 2020    Gelesen: 869
  Nach Hanau-Terror:  Zwischenrufer fordert Schweigeminute - wenig später erheben s   ich alle  Berlinale-Gäste

Mit einer Gedenkminute für die Opfer der Gewalttat von Hanau haben in Berlin die Internationalen Filmfestspiele begonnen. Ein Zwischenrufer hatte schon zu Beginn der Eröffnung die Schweigeminute gefordert. Zum Auftakt der 70. Berlinale sprach sich die Festivalleitung für Toleranz, Respekt, Offenheit und Gastfreundschaft aus.

"Wir sind in unseren Gedanken bei den Opfern, bei den Familien in Hanau", sagte Geschäftsführerin Mariette Rissenbeek am Donnerstagabend.

 

Kulturstaatsministerin Monika Grütters rief dazu auf, die Berlinale auch als vielstimmige Demonstration gegen Ausgrenzung und gegen Rassismus zu begreifen. "Nie wieder sollten Menschen wegen ihrer Religion, ihrer Herkunft oder ihrer Hautfarbe in Deutschland um ihr Leben fürchten müssen", sagte die CDU-Politikerin und fügte hinzu: "Die Wirklichkeit sieht anders aus."

Die Staatsministerin begründete dies damit, dass nicht zuletzt "neue politische Kräfte nationalsozialistische Verbrechen relativieren und mit Hetzparolen Ressentiments schüren". Niemals dürfe es eine "wie auch immer geartete politische Zusammenarbeit mit diesen rassistischen und völkischen Kräften geben. Nirgendwo". Dafür bekam Grütters lang anhaltenden Beifall, die Gäste erhoben sich von ihren Plätzen.

Die Berlinale zählt neben Cannes und Venedig zu den wichtigsten Filmfestivals der Welt. Rund 340 Filme werden in den nächsten Tagen gezeigt, davon gehen 18 Produktionen ins Rennen um die Silbernen Bären und den Goldenen Bären.

Der Eröffnungsabend wurde diesmal von Schauspieler Samuel Finzi moderiert. Er begrüßte die Gäste, die "Cineasten" und "Videotheken-Vermisser", erzählte aber auch von seiner eigenen Geschichte. Er sei in Bulgarien groß geworden - was in Deutschland allgemein als «da unten» beschrieben werde.

Das Bulgarien seiner Kindheit sei ein sozialistisches Land gewesen - die Grenzen seien zu gewesen, "mit Reisen war nix". Mit Filmen sei er dann in Gedanken auch an andere Orte der Welt gekommen. Lange lebt Finzi schon in Deutschland. Hätte ihm dieses Land kein Zuhause gegeben, "dann hätte diese Stadt heute keinen Moderator, oder?", fragte er.

Während der Eröffnungsgala gab es viele politische Töne - mit einem Zwischenruf hatte jemand schon zu Beginn des Abends eine Schweigeminute gefordert. Ein Deutscher hatte bei einem mutmaßlich rassistisch motivierten Anschlag in Hanau neun Menschen mit ausländischen Wurzeln erschossen. Anschließend soll er seine Mutter und sich selbst getötet haben.

focus.de


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