Nach dem rechtsextremistischen Anschlag von Hanau lehnt der Deutsche Schützenbund (DSB) eine Verschärfung des Waffenrechts ab. "Als Sportschützen macht es uns besonders betroffen, dass der mutmaßliche Täter ein Mitglied unserer Vereine war", sagte Robert Garmeister DSB-Leiter für Recht und Verbandsentwicklung. Doch gegen menschliches Fehlverhalten und kriminelle Energie würden die besten Gesetze nicht helfen. Gleichzeitig würden weitere gesetzliche Restriktionen zusätzliche bürokratische und finanzielle Hürden aufbauen. Diese gefährdeten die Zukunft des Schießsports und Schützenwesens als Kulturgut.
Auf der DSB-Homepage heißt es in einer Stellungnahme: "Das deutsche Waffenrecht gilt als eines der schärfsten weltweit, Sportschützen als legale Waffenbesitzer zählen ohne Zweifel zu dem am stärksten kontrollierten und zugleich gesetzestreuesten Personenkreis in Deutschland."
Unterstützung erhält der Schützenbund aus Bayern: Innenminister Joachim Herrmann schloss eine weitere Verschärfung des Waffenrechts kategorisch aus. Dies stehe "nicht zur Debatte", sagte der CSU-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Der Bund habe das Waffenrecht erst vor wenigen Tagen mit Blick auf Unterstützer extremistischer Bestrebungen verschärft. Die neuen Bestimmungen müssten jetzt konsequent angewendet werden.
Herrmann warnte davor, "Schützen und Jäger unter Generalverdacht zu stellen". Ihr Umgang mit Waffen habe jahrhundertealte Tradition, die "überwältigende Mehrheit ist vollkommen zuverlässig und verantwortungsbewusst". Der Täter von Hanau war Sportschütze, offenbar sei er psychisch krank und von Rassismus getrieben gewesen, meint der Innenminister.
Seehofer erwägt Verschärfung des Waffenrechts
Hanau-Opfer erhalten SoforthilfeGrüne wollen Waffenrecht verschärfen
Zuvor hatte Bundesinnenminister Horst Seehofer eine Verschärfung des Waffenrechts für Sportschützen ins Gespräch gebracht. "Wenn die Ermittlungen hier ergeben, dass wir früher hätten eingreifen müssen, was den Waffenschein betrifft, dann müssen wir das ändern", sagte der CSU-Politiker. "Wir brauchen dann ein medizinisches Gutachten oder eine ärztliche Bestätigung, dass da alles in Ordnung ist und die Verwirrung oder die Krankheit einer Person nicht zur Gefahr für die Allgemeinheit wird." Andernfalls müsse die persönliche Eignung für eine Waffe zurückgezogen werden.
Grünen-Chef Jürgen Trittin hatte vorgeschlagen, dass Sportschützen ihre Waffen nicht mehr mit nach Hause nehmen dürfen, sondern im Verein einschließen müssen. Seine Fraktion im Bundestag regt in einem Aktionsplan auch an, dass Munition nur noch gelagert werden darf, wo auch geschossen werden darf.
Ein 43 Jahre alter Deutscher, ein Sportschütze, hatte am Mittwochabend im hessischen Hanau neun Menschen mit ausländischen Wurzeln erschossen. Er tötete wohl auch seine 72 Jahre alte Mutter und dann sich selbst. Nach bisherigen Erkenntnissen hatte der Täter eine rassistische Gesinnung und war psychisch krank. Der Deutsche Schützenbund hat 1,3 Millionen Mitglieder, 100.000 in Hessen.
Quelle: ntv.de, hny/dpa
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