Nationalspieler Leon Goretzka betrachtet den Aufschwung der AfD mit Unverständnis und Sorge. Auf die Frage, was der starke Wählerzuwachs der rechtspopulistischen Partei in den vergangenen Jahren bei ihm auslöse, sagte der Fußballer des FC Bayern München in einem Interview mit Spox und Dazn: "Sorge. Man fasst sich an den Kopf und fragt sich, wie das passieren kann. Ich denke aber, dass viele Leute nicht aus Überzeugung, sondern aus Mangel an Alternativen die AfD wählen."
Viele Menschen in Deutschland hätten Angst vor der Zukunft oder fühlten sich abgehängt, glaubt der 25-Jährige: "Für diese Leute ist oft die Lösung, das Problem in anderen Bereichen wie beispielsweise der Migration zu sehen." Es sei deshalb die Aufgabe, "diese Leute mit Wissen aufzuklären. Wenn man mit viel Verständnis auf sie zugeht und ihre wahren Probleme erkennt und behandelt, wird sich das Problem des Rechtspopulismus auch wieder lösen".
In dem Interview, das vor der Bürgerschaftswahl in Hamburg am Sonntag geführt wurde, erneuerte der 25-Jährige seine Forderung an andere Profis, sich im Kampf gegen Rassismus klar zu positionieren. Dass hatte DFB-Kollege Antonio Rüdiger gerade erst mit einem emotionalen Appell getan. Er war bei einem Spiel seines FC Chelsea im Dezember abermals rassistisch beleidigt worden. Gegenüber dem "Spiegel" hatte Goretzka auch gesagt, jeder solle sich an die eigene Nase fassen und den Mut haben, "den Mund aufzumachen".
"Besuch eines Konzentrationslagers als Pflichtveranstaltung"
Der gebürtige Bochumer setzt sich bereits seit Langem für Integration und gegen Rassismus ein. Zuletzt hatte er in sozialen Netzwerken Fotos von seinem Besuch im ehemaligen Konzentrationslager Dachau veröffentlicht. Als er die Gedenkstätte "mit zwölf oder 13 Jahren" mit seinem Vater und der Familie eines Freundes erstmals besuchte, habe er "angefangen zu weinen, weil mich alles überkommen hat", sagte er. Der Besuch eines Konzentrationslagers", so findet er, "sollte für jeden eine Pflichtveranstaltung sein."
Zu den Bildern hatte Goretzka geschrieben: #neverforget und #niewieder. "So etwas wie damals darf sich nicht wiederholen in unserer Geschichte. Daher ist es wichtig, dass diesem Thema Aufmerksamkeit geschenkt und immer wieder Erinnerung geschaffen wird", sagte Goretzka. "Sowohl die Fans als auch wir Spieler haben in dieser Hinsicht eine große Verantwortung. Fritz Walter hat mal gesagt, dass alle Nationalspieler Außenminister in kurzen Hosen sind. Den Spruch finde ich sehr gut. Wir Spieler sollten die große Aufmerksamkeit, die wir bekommen, nutzen, um für solche Themen zu sensibilisieren."
Quelle: ntv.de, tno/dpa/sid
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