Aalster Karneval erneut mit judenfeindlichen Darstellungen

  25 Februar 2020    Gelesen: 1091
Aalster Karneval erneut mit judenfeindlichen Darstellungen

Der Bürgermeister der belgischen Stadt Aalst, Christoph D'Haese, hat den Karnevalsumzug in seiner Gemeinde gegen den Vorwurf des Antisemitismus verteidigt.

Wegen judenfeindlicher Figuren hatte die Unesco den Aalster Karneval vergangenes Jahr von der Liste des Immateriellen Weltkulturerbes gestrichen. Auch in diesem Jahr waren Korrespondenten zufolge wieder Karikaturen orthodoxer Juden mit Goldbarren zu sehen.

Bürgermeister D'Haese erklärte, es gehöre zum „Ritual der Grenzüberschreitung“ beim Aalster Karneval, dass über alles und jeden gelacht werden dürfe: über die Königsfamilie, den Brexit, die lokale und nationale Politik – und über alle Religionen. Die Parade sei nicht antisemitisch, und Aalst sei keine antisemitische Stadt.

„Wir können nicht so tun, als ob diese Bilder eine Art Witz wären“

Die Europäische Kommission kritisiert die erneuten judenfeindlichen Darstellungen beim Karnevalsumzug. Ein Sprecher sagte in Brüssel, solche Bilder sollten 75 Jahre nach der Befreiung des NS-Vernichtungslagers Auschwitz nicht mehr gezeigt werden. Es sei nun Aufgabe der belgischen Behörden, gegebenenfalls dagegen vorzugehen.

Auch der Präsident der Konferenz der Europäischen Rabbiner, Pinchas Goldschmidt, empfindet die Darstellungen als äußerst beleidigend. Noch schlimmer sei, dass diese Art von Antisemitismus an die dunklen Momente der europäischen Vergangenheit erinnere. So habe man etwa seit den 1930er Jahren keine Juden mehr gesehen, die mit einem gelben Davidstern gekennzeichnet waren: „Wir können nicht so tun, als ob diese Bilder eine Art Witz wären oder keine Angst auslösen würden“, erklärte Goldschmidt.

Der israelische Außenminister Katz hatte Belgien aufgefordert, die Veranstaltung in diesem Jahr zu verbieten.

Der 600 Jahre alte Aalster Karneval stand seit 2010 auf der Unesco-Liste des Immateriellen Weltkulturerbes. Im vergangenen Jahr waren auf einem Festwagen Figuren mit Hakennasen und der Kleidung orthodoxer Juden gezeigt worden, die auf Geldsäcken standen und von Ratten umgeben waren. Das Motiv hatte Kritik der EU und jüdischer Organisationen ausgelöst. Die Stadt beantragte dann selbst, den Karneval von der Liste des Weltkulturerbes zu streichen, und kam damit einer Entscheidung der Unesco zuvor.

deutschlandfunk


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