Migrationsrat beklagt Rassismus in Behörden

  02 März 2020    Gelesen: 663
Migrationsrat beklagt Rassismus in Behörden

Der rechtsextremistische Anschlag in Hanau sorgt in Deutschland für Entsetzen und Trauer. Migrationsräte prangern allerdings schon länger bestehende Rassismusprobleme in deutschen Behörden an. Auf dem Integrationsgipfel fordern sie ein drastisches Umdenken in der Politik.

Interessenvertretungen von Migranten möchten beim Integrationsgipfel im Bundeskanzleramt auch über Rassismus in den Sicherheitsbehörden sprechen. "Rechte Gewalt ist keine Ausnahmeerscheinung, sondern Ausdruck eines gesamtgesellschaftlichen Rassismusproblems", sagte die Geschäftsführerin des Bundeszuwanderungs- und Integrationsrates (BZI), Deniz Nergiz. "Institutioneller Rassismus in deutschen Sicherheits- und Ermittlungsbehörden" stehe bis heute einer lückenlosen Aufklärung rechter Straftaten entgegen, fügte sie hinzu. Dazu gehörten auch "strukturell verankerte Vorurteile, diskriminierende Alltagsroutine sowie rassistische Denkmuster".

Bisher werde die politische Verantwortung in der Rassismus-Prävention zu stark auf Förderprogramme verlagert, kritisierte der Verband, in dem sich die kommunalen Integrations-, Migrations- und Ausländerbeiräte zusammengeschlossen haben. Diese Präventionsprojekte leisteten zwar gute Arbeit. Das könne aber kein Ersatz sein für einen "Perspektivwechsel" in Behörden und Politik.

Im Bundeskanzleramt findet zum elften Mal der sogenannte Integrationsgipfel statt. Hauptthema soll diesmal die Phase vor der Zuwanderung sein. In dieser Phase sollen Menschen, die die Absicht haben, nach Deutschland zu kommen, Orientierung erhalten, damit sie keine unrealistischen Erwartungen haben.

Nachdenken nach Hanau
Vor der Eröffnung wollen Kanzlerin Angela Merkel und die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz von der CDU, mit rund 60 Vertretern von Migrantenorganisationen über den rassistischen Terroranschlag von Hanau sprechen. In der hessischen Stadt hatte ein 43-jähriger Deutscher am 19. Februar neun Menschen mit ausländischen Wurzeln erschossen. Er tötete anschließend wohl auch seine Mutter und sich selbst.

Vor dem Integrationsgipfel fordern die Städte finanzielle Planungssicherheit bei der Eingliederung von Zuwanderern. "Integration ist eine gesamtstaatliche Aufgabe, zu der die Städte besonders engagiert beitragen. Denn Integration findet vor Ort statt", sagte Ulf Kämpfer von der SPD, stellvertretender Präsident des Städtetages und Oberbürgermeister von Kiel, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Die Städte bräuchten hier finanzielle Planungssicherheit. Dazu gehöre auch eine möglichst gute Vorbereitung der Menschen, die nach Deutschland zuwandern wollen.

n-tv


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