Türkei hat 142.000 Flüchtlinge EU-Grenze passieren lassen

  07 März 2020    Gelesen: 1041
Türkei hat 142.000 Flüchtlinge EU-Grenze passieren lassen

Nach der von Ankara verkündeten Öffnung der Grenze zur EU haben mehr als 142.000 Flüchtlinge laut dem türkischen Innenminister Süleyman Soylu sie passiert.

„Nach dem Stand um 10.12 Uhr MESZ beträgt die Zahl der Migranten, die unser Land über Edirne (die an Griechenland und Bulgarien angrenzende Provinz im Nordwesten der Türkei) verlassen haben, 142.175“, schrieb er auf Twitter.

Die Türkei hatte am Wochenende die Grenze zur EU für Migranten für offen erklärt. Nach UN-Angaben harren Tausende von Migranten auf der türkischen Grenzseite zu Griechenland aus. Viele wollen weiterziehen.

Der Auslöser für Erdogans umstrittenen Schritt war die Eskalation der Situation in Idlib, als Kämpfer der Terrormiliz „Haiʾat Tahrir asch-Scham“* einen groß angelegten Angriff auf Positionen der syrischen Armee durchführten.

Wegen der in den vergangenen Tagen deutlich gestiegenen Flüchtlingszahlen hat die griechische Regierung Beschränkungen für den Schiffsverkehr rund um die Ägäis-Inseln Lesbos und Samos erlassen. Aus Regierungskreisen verlautete, dass seit der von der Türkei verkündeten Öffnung der Grenzen zur EU rund 1700 Flüchtlinge auf den griechischen Inseln angekommen seien.

Sondersitzung des Europäischen Rates in Zagreb
Indes wird in der EU die Auffassung vertreten, dass die Türkei absichtlich Flüchtlinge die EU-Grenze passieren lässt, um Druck auszuüben und eine größere Unterstützung für ihr Vorgehen in Syrien zu erlangen. Am 6. März findet in Zagreb eine Sondersitzung des Rates der Europäischen Union auf der Außenministerebene statt, um die aktuelle Situation in Syrien und an den EU-Grenzen zur Erörterung zu bringen.      

Zuvor hatte Deutschlands Außenminister Heiko Maas mitgeteilt, dass Deutschland den Vereinten Nationen 100 Millionen Euro zusätzlich für die Unterbringung und Versorgung notleidender Menschen in der Provinz Idlib anbiete.

Moskau und Ankara vereinbaren Dokument zur Regelung in Syrien
Am Donnerstag waren der Präsident Russlands, Wladimir Putin, und sein türkischer Amtskollege, Recep Tayyip Erdogan, in Moskau zusammengekommen, um die Situation in Idlib zu besprechen.

Nach sechsstündigen Verhandlungen wurde ein gemeinsames Dokument zur Regelung in Syrien unterzeichnet. Dieses enthält folgende Punkte: Waffenruhe an der vorhandenen Berührungslinie ab Mitternacht des 6. März; die Etablierung eines sechs Kilometer breiten „Sicherheitskorridors“ nördlich und südlich der Verbindungsstraße M4 in Syrien durch Russland und die Türkei und den Start gemeinsamer russisch-türkischer Patrouillen entlang der Verbindungsstraße M4 ab 15. März.

Eskalation in Idlib
Die Situation in Idlib spitzte sich zu, nachdem Kämpfer von „Haiʾat Tahrir asch-Scham“ am 27. Februar eine groß angelegte Offensive auf die Stellungen der syrischen Regierungstruppen eingeleitet hatten. Die syrische Armee reagierte mit Gegenfeuer.

Beim Gegenschlag der syrischen Regierungskräfte gerieten neben den Terroristen auch türkische Militärs unter Beschuss, die es in der Region eigentlich nicht hätte geben sollen. 36 türkische Soldaten starben, weitere 30 wurden verletzt.

Am 1. März startete Ankara im Nordwesten Syriens die Militäroffensive „Frühlingsschild“.

* Terrororganisation, in Russland und Deutschland verboten.

sputniknews


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