EU-Grenzen „sichern“: Deutsche und französische Rechtsradikale tauchen plötzlich auf Lesbos auf

  07 März 2020    Gelesen: 775
    EU-Grenzen „sichern“:   Deutsche und französische Rechtsradikale tauchen plötzlich auf Lesbos auf

Auf der griechischen Insel Lesbos sind nach Augenzeugenberichten Rechtsradikale aus Deutschland eingetroffen, die vermutlich der „Identitären Bewegung“ angehören. Nach eigenen Angaben sind die Männer angereist, um die EU-Grenzen vor illegalen Migranten zu sichern.

Nach Angaben des lokalen Nachrichtenportals „sto nisi“ sollen am Freitag mindestens fünf Rechtsradikale in der Hafenstadt Mytilini auf Lesbos gesichtet worden sein.

Dort seien sie in der Einkaufsmeile der Stadt unterwegs gewesen und hätten sich als Reporterteam aus Deutschland ausgegeben. Die Tarnung scheint aber nicht lange gehalten zu haben – ein unbekannter und mutmaßlich linksradikaler Grieche habe einen der Deutschen angegriffen und am Kopf verletzt, berichtete das Portal und veröffentlichte Fotos. Der Mann sei daraufhin in ein Krankenhaus gebracht worden.

„Wir werden mit euch das Gleiche tun, was man mit euch in Kalavryta gemacht hat“, soll einer der Neonazis gesagt haben.

Unter den Männern soll auch Mario Müller gewesen sein, der als Anführer der „Kontrakultur Halle“ bekannt ist – eine neonazistische Gruppierung, die sich selbst der „Identitären Bewegung“ zuordnet.

Andere griechische Medien berichteten, das auch französische Rechtsradikale in Griechenland eingetroffen seien. Erik Marquardt, ein Mitglied des Europarlaments, schrieb auf Twitter, dass vermutlich insgesamt 40 internationale Nazis angereist seien. Die Polizei von Lesbos wollte zunächst keine Angaben dazu machen.

Massaker von Kalavryta
Im Zweiten Weltkrieg hielt das Deutsche Reich Griechenland besetzt. Die Partisanen  der Griechischen Volksbefreiungsarmee hatten im Raum Kalavryta – damals noch ein kleines Dorf – eine starke Position. Im Oktober 1943 nahmen die Partisanen rund 80 NS-Soldaten fest und forderten den Austausch gegen griechische Geiseln, die sich in der Gewalt der Wehrmachtruppen befanden. Ein Austausch kam nicht zustande und zwei Monate nach der Gefangennahme wurden die deutschen Soldaten getötet.

Die NS-Besatzer leiteten infolgedessen die „schärfste Form der Sühnemaßnahmen“ ein. Am 9. Dezember begann man mit der Zestörung von Kalavryta und 25 weiteren Dörfern. Am 13. Dezember wurden alle Männer im Alter von 15 bis 65 aus Kalavryta  mit Maschinengewehrfeuer hingerichtet. Mehr als 650 Menschen sollen dabei umgebracht worden sein. 13 Männer überlebten das Massaker, weil sie von den deutschen Soldaten für tot gehalten wurden.

sputniknews


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