Das große Pech von Bayerns Leon Goretzka

  09 März 2020    Gelesen: 865
  Das große Pech von Bayerns Leon Goretzka

Es ist ein gutes Wochenende für den FC Bayern. Die Münchner gewinnen, parallel patzt Verfolger RB Leipzig. Und dennoch ist die Laune eher durchwachsen. Zumindest bei Leon Goretzka. Für dessen Unmut hat Hasan Salihamidzic Verständnis, garniert mit einem "Aber".

Auch Leon Goretzka war ja nicht in Gänze unzufrieden. Das war ein Wochenende, "was ganz gut für uns gelaufen ist", sagte er am späten Sonntagnachmittag in den Katakomben der Münchner Fußball-Arena. Seine Mannschaft, die des FC Bayern, hatte das Bundesliga-Derby gegen den FC Augsburg mit einem 2:0-Erfolg gerade erst halbwegs souverän abgearbeitet und damit den Vorsprung an der Tabellenspitze auf Verfolger RB Leipzig ausgebaut, als der 24-Jährige ein wenig misslaunig wurde. Er sollte nämlich mal kurz erzählen, wie es ihm persönlich mit seiner aktuellen Situation gehe.

Und dann erzählte Leon Goretzka, dessen Ehrlichkeit ja bekannt ist, halt, wie es ihm so gehe. "Natürlich" sei er "nicht glücklich", wenn er "nicht von Anfang an spiele". Gegen Augsburg war er in der 70. Minute eingewechselt worden - und erzielte einen Treffer. Gegen Hoffenheim zuletzt war es ihm ähnlich ergangen. Ebenso im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League beim FC Chelsea. Da allerdings traf er nicht. Was angesichts von nur rund 60 Sekunden Einsatzzeit auch kein allzu dramatisches Ereignis war. Nun, die Rolle zwischen Bank und Feld - gegen Ex-Klub Schalke im Pokal spielte er von Beginn an - gefällt Goretzka nicht. Vor allem, weil er sich selbst in einer "Top-Verfassung" wähnt, der "besten in meiner Karriere".

Bei der kurzen Unmutsäußerung soll es dann aber auch bleiben. Die Entscheidung des Trainers sei eben zu akzeptieren. "Da musst du die Faust in die Tasche stecken, weiter an dir arbeiten, dass du die Form hältst und dich anbietest." Wenn er seine Leistung bringe, so findet Goretzka, dann habe er die "Berechtigung, in der Startelf zu stehen". Nun ist es aber nicht so, dass der Nationalspieler auf der Suche nach der Form wäre. Denn die passt durchaus. Nach Noten (Quelle ist der "Kicker") ist er der drittbeste Mittelfeldspieler des Bayern. Nur Thomas Müller, der gegen Augsburg auf spektakuläre Diagonalballvorlage von Jérôme Boateng das erste Tor beigesteuert hatte, und Kingsley Coman schneiden noch besser ab. Und auch die Bilanz von fünf Treffern und sechs Vorlagen in 23 Pflichtspielen ist sehr ordentlich.

Die Position ist das Problem

Das Problem von Leon Goretzka ist ein anderes. Die Position, die er am liebsten bespielt, ist im System der Münchner aktuell nicht vorgesehen. Um das zentrale Mittelfeld herum agieren nämlich zwei Sechser und ein Zehner. Meistens sind die das Joshua Kimmich und Thiago sowie Thomas Müller. Und alle drei machen ihre Sache gut, bisweilen sogar sehr gut. Kimmich als giftiger Antreiber, Thiago als konzentriertes Hirn und Müller halt als Müller. Diese Beobachtung teilt dann auch Goretzka. "In der Mannschaft läuft es sehr gut, wir sind erfolgreich." Seine persönliche Situation müsse er folglich auch "richtig einordnen", damit man sie nicht "in sein Handeln überfließen lässt" und sie "keinen negativen Einfluss" aufs Team hat.

Dennoch ist die Situation für Goretzka besonders bitter. Denn in den ersten Spielen unter Hansi Flick, der die Mannschaft Anfang November als Nachfolger des entlassenen Niko Kovac übernommen hatte, war er gesetzt. Mit seiner Dynamik, seiner Robustheit und auch seiner Qualität im Gegenpressing half er, die arg verunsicherte Elf schnell zu stabilisieren. Er ersetzte Thiago, dessen Laissez-faire im Passspiel zunehmend gefährlich geworden war. Dass sich der Spanier aber zurückkämpfte, sein Spiel um das fahrlässige Risiko reduzierte und damit wieder die Rolle der unersetzlichen Ordnungsmacht im Mittelfeld einnahm - es ist das große Pech von Leon Goretzka.

"Wenn er auf dem Platz ist und es so macht wie heute", sagt Sportdirektor Hasan Salihamidzic zum Frust seines Fußballers, "darf er seine Unzufriedenheit äußern". Grundsätzlich sei es ihm, Salihamidzic, aber lieber "wenn man so etwas unter vier oder sechs Augen mit dem Trainer bespricht".

Quelle: ntv.de


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