Italien schließt wegen Coronavirus fast alle Geschäfte

  12 März 2020    Gelesen: 777
Italien schließt wegen Coronavirus fast alle Geschäfte

Die italienische Regierung hat die Schutzmaßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus noch einmal deutlich verschärft. Alle Geschäfte bis auf Lebensmittelläden und Apotheken blieben geschlossen, sagte Ministerpräsident Conte. Die Zahl der bestätigten Corona-Infektionen war zuletzt auf mehr als 12.000 gestiegen.

Restaurants dürfen nur noch öffnen, wenn sie einen Mindestabstand von einem Meter zwischen den Gästen garantieren können. Zudem sollen bei Firmen alle Abteilungen geschlossen werden, die nicht nötig für die Produktion sind. Es müssten weitere Maßnahmen getroffen werden, wenn die Zahl der Infektionen weiter so drastisch steige, sagte Conte.

Bisher starben in Italien 827 Menschen an den Folgen der Erkrankung, wie der Katastrophenschutz mitteilte. Italien ist in Europa das am stärksten vom Coronavirus betroffene Land. Experten zufolge dürfte es eine große Dunkelziffer bisher nicht registrierter Infektionen geben.

WHO spricht von Pandemie Die Weltgesundheitsorganisation WHO stuft den Ausbruch des Coronavirus inzwischen als Pandemie ein. Das bedeutet, dass die Epidemie jetzt weltweite Auswirkungen hat. Ein Virus, das sich pandemisch verbreitet und bei gesunden Menschen vergleichsweise milde Symptome verursacht, kann nach Einschätzung der WHO durch die hohe Zahl von Erkrankten die Gesundheitssysteme von Staaten überlasten, vor allem in Entwicklungsländern.

WHO-Direktor Ghebreyesus sagte bei einer Pressekonferenz, die Fallzahlen außerhalb Chinas sowie die Zahl der Länder mit Corona-Infektionen hätten sich in den zwei vergangenen Wochen vervielfacht. Die WHO gehe davon aus, dass die Zahlen der Covid-19-Erkrankten, der Toten sowie der betroffenen Staaten in den kommenden Wochen weiter steigen werde. Man sei besorgt über das Tempo der Ausbreitung, deshalb habe man die Einschätzung getroffen, Covid-19 als Pandemie zu charakterisieren.

Merkel ruft zu Solidarität auf

Bundeskanzlerin Merkel und Gesundheitsminister Spahn riefen angesichts der steigenden Zahlen von Coronavirus-Infektionen in Deutschland zu mehr Solidarität auf. Sie appellierte an Politik und Bevölkerung, alles für den Schutz gegen das neuartige Coronavirus zu tun. Gesundheitsminister Spahn geht davon aus, dass die Auswirkungen des Virus monatelang zu spüren sein werden. Im Moment gehe es darum, Zeit zu gewinnen und die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen, betonten Merkel und Spahn gleichermaßen. Die Absage von Großveranstaltungen sei eine sinnvolle und notwendige Maßnahme. Auch kleinere Veranstaltungen seien zu überdenken. Am Wochenende werden die Spiele der Fußball-Bundesliga ohne Publikum ausgetragen.

Wie die FDP-Bundestagsfraktion am Abend mitteilte, ist einer ihrer Abgeordneten mit dem Coronavirus infiziert. In Deutschland gibt es derzeit mehr als 1.600 registrierte Infektionen.

Die Lufthansa hat angekündigt, bis zum 24. April rund 23.000 Flüge zu streichen. Um die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise zu mildern, zeigte sich Bundeskanzlerin Merkel offen dafür, das Prinzip der Schwarzen Null im Bundeshaushalt zu vernachlässigen. Das Bundesfinanzministerium hat zusätzliche 650 Millionen Euro Sonderetat für das Gesundheitsressort freigegeben. Mit dem Geld sollen medizinische Schutzmaßnahmen finanziert werden.

Der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Wieler, betonte, Deutschland stehe erst am Anfang der Epidemie. Bis zu 70 Prozent der Bevölkerung könnten sich mit dem Virus anstecken. Nach Rechnung der Deutschen Presse-Agentur sind bundesweit inzwischen mehr als 1.800 Personen infiziert. Drei Menschen starben, zuletzt ein 73-jähriger Mann mit schwerer Vorerkrankung im Kreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen.

Weiterführende Artikel zum Coronavirus und dessen Auswirkungen

Über die aktuellen Zahlen der Coronavirus-Infizierten, Genesenen und Todesfälle berichten wir in unserem Artikel: Wie sich das Coronavirus in Europa ausbreitet.

Wie groß ist die Gefahr hierzulande? Welche Strategien verfolgen die Behörden? Was kann jede(r) tun, um sich zu schützen? Antworten auf diese und andere Fragen geben wir in unserem Beitrag: Deutschland und das Coronavirus – Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Die weltweite Ausbreitung des Coronavirus hat erhebliche Auswirkungen auf das Reisen, sei es mit dem Flugzeug oder im Kreuzfahrtschiff. Wir haben wichtige Fakten über die Einschränkungen zusammengetragen, in unserem Artikel: Wie sich das Coronavirus auf das Reisen auswirkt.

Zum Thema „Atemschutzmasken“ kursieren derzeit viele Informationen. Welche Masken es gibt, wer sie wirklich braucht und warum die EU einen deutschen Exportstopp kritisiert, beantworten wir im Beitrag: Was man zu Atemschutzmasken wissen sollte.

Gegen das neuartige Coronavirus gibt es bislang keinen Impfstoff. Auch Medikamente, die bei der von dem Virus ausgelösten Lungenkrankheit helfen, sind noch nicht erforscht. Ansätze für Behandlungsmöglichkeiten gibt es aber. Welche das sind, erklären wir in unserem Beitrag: Erste Ansätze für Medikamente, die gegen Coronavirus wirken könnten.

Wegen des Coronavirus werden weltweit viele Großveranstaltungen abgesagt. Wie geht Deutschland damit um – also etwa mit Messen und Bundesligaspielen? Wir geben Antworten auf wichtige Fragen in unserem Stück: Coronavirus: Wie geht Deutschland mit Großveranstaltungen um?

deutschlandfunk


Tags:


Newsticker