So reagieren Fahrer auf die Formel-1-Absage

  13 März 2020    Gelesen: 1090
  So reagieren Fahrer auf die Formel-1-Absage

Erst kurz vor Trainingsbeginn steht die Absage des Formel-1-Auftakts in Melbourne fest, nicht nur das Haas-Team ist da schon an der Strecke. Die Fahrer sind enttäuscht, unterstützen aber die Entscheidung. Sebastian Vettel hat sich da längst auf den Weg gemacht.

Lange hatte die Formel 1 an ihrem Saisonauftakt festgehalten. Trotz der Coronavirus-Pandemie sollte der Große Preis von Australien stattfinden, und das sogar unter nahezu normalen Bedingungen. Zwar mit deutlich mehr Desinfektionsmittel und Hygienevorschriften als sonst, aber doch mit mehr als jeweils 80.000 Fans, die am Freitag zu den Freien Trainings, am Samstag zum Qualifying und am Sonntag zum Rennen in den Albert Park in Melbourne strömen. Dann allerdings kam der Donnerstag: Ein Mitarbeiter des McLaren-Rennstalls wurde positiv auf das Coronavirus getestet, das britische Team verkündete daraufhin umgehend seinen Verzicht auf den Start. Während sich die Formel 1 und der Weltverband Fia noch um eine offizielle Erklärung drückten, sickerte aus gut informierten Kreisen nach und nach durch: Die verbliebenen neun Rennställe haben Bedenken, das Rennwochenende wie geplant durchzuziehen. Ebenso wie die Piloten.

Wie RTL berichtete, lag das Zögern vor der Absage auch daran, dass es für die F1 aufgrund zahlreicher vertraglicher und finanzieller Verpflichtungen recht heikel ist, ein Rennen zu streichen. Weltmeister Lewis Hamilton hatte bereits vor Bekanntwerden des Corona-Falls im Fahrerlager gesagt, er wundere sich, dass der Formel-1-Zirkus weiterhin versuche, Normalität aufrecht zu erhalten. Auch sei es in gewisser Weise "schockierend, dass wir zusammen in diesem Raum sind", sagte er im Rahmen der Pressekonferenz mit Blick auf die dicht an dicht sitzenden Journalisten.

Vettel reist schon vorher ab

Als die Absage des Grand Prix dann feststand, twitterte der sechsfache Champion: "Niemand möchte das, wir alle wollen uns in die Autos setzen und Rennen fahren. Aber wir müssen realistisch sein und zuerst an die Gesundheit und Sicherheit denken. Zwar verbindet uns der Sport in schwierigen Zeiten, aber es ist die richtige Entscheidung." Niemand kenne die "Ausmaße dessen, was uns bevorsteht, wir sollten alle vorsichtig sein." Ähnlich äußerte sich auch Ferrari-Pilot Charles Leclerc: "Die Gesundheit aller ist die oberste Priorität." Zwar habe er sich riesig gefreut, "aber es ist richtig so." Für den italienischen Traditionsrennstall hätte sich in Melbourne die Chance geboten, nach den eher durchwachsen verlaufenen Testfahrten zu beweisen, dass sie im Rennen mit Mercedes und Red Bull mithalten können. Red-Bull-Star Max Verstappen fühlte "mit den Fans und allen Beteiligten, schützt euch!"

Leclercs Teamkollege Sebastian Vettel saß da offenbar schon im Flieger gen Heimat, genauso wie Alfa-Romeo-Pilot Kimi Räikkönen. Sie hatten laut RTL schon vorab von der geplanten Absage, zumal sich auch die Fahrer in einem Meeting dafür ausgesprochen hatten. Die beiden Ex-Weltmeister nutzten diese Info offenbar, um sich frühzeitig die Heimreise zu machen. Anders lief es beim US-Rennstall Haas, wie der österreichische Teamchef Günther Steiner verdeutlichte: "Wir sind aufgestanden, zur Strecke gefahren und wussten noch nicht, wo die Reise hingeht." Auch mehrere Tausend Fans standen bereits vor den Toren zu den Zuschauerbereichen, wurden allerdings abgewiesen.

Noch keine Entscheidung über Bahrain-Absage

Haas-Fahrer Romain Grosjean setzte das eigene Schicksal wenig später in Relation zum großen Ganzen: "Für uns fühlt es sich wie eine große Sache an, weil wir uns sehr akribisch vorbereitet haben. Tatsächlich aber es ist ein kleines Ding verglichen mit der Aufgabe, vor der die Welt gerade steht." McLaren-Pilot Lando Norris, in dessen Team der erste Coronavirus-Fall der Formel 1 festgestellt wurde, erklärte: "Natürlich wäre ich gerne gefahren. [...] Wir haben alles dafür getan, die Ausbreitung zu limitieren. Für mich bedeutet das, so wenig Leute wie möglich zu treffen."

Formel-1-Boss Chase Carey äußerte sich zurückhaltend, ob nach der Australien-Absage auch das für das darauffolgende Wochenende (20. - 22. März) geplante Rennen in Bahrain auf der Kippe steht. Ein Zuschauer-Ausschluss stand dort bereits im Vorfeld fest, Carey deutete aber an: "In sehr kurzer Zeit müssen wir uns den unmittelbar vor uns stehenden Veranstaltungen widmen." Dass also in Bahrain tatsächlich gefahren wird, scheint derzeit eher unwahrscheinlich. F1-Direktor Ross Brawn sagte: "Wir haben Pläne, die Saison wieder aufzubauen, und wir versuchen, so viele der verlorenen Rennen wie wir nur können unterzubringen." Wie das angesichts drohender weitere Absagen gelingen soll, ist unklar.

Quelle: ntv.de


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