Im Raum der heutigen Verhandlungen stehen drastische Produktionskürzungen – sofern denn auch die USA mitziehen werden. Diese Unterstützung, so kristallisierte es sich zuletzt heraus, ist dieser Tage für die Opec+ womöglich die entscheidende Bedingung.
Konkret wird erwartet, dass die Opec+ eine kräftige Produktionskürzung von täglich zehn Millionen Barrel (je 159 Liter) Öl und mehr diskutieren wird. Offiziell ließ die Opec zuletzt aber nicht einmal die genaue Startzeit der Videokonferenz verlauten. Spannend wird sein, welchen Anteil der Kürzung die Opec+ selbst übernehmen will und welchen sie von Ländern wie den USA, Kanada und Norwegen erwartet. Dass neben den 23 Opec+-Staaten auch andere Länder in einen Deal involviert werden sollen, bestätigte am Mittwoch Irans Ölminister Bidschan Namdar Sanganeh via Twitter.
Werden die USA nicht mitziehen?
Es gibt Ängste, dass die USA einem Vorschlag drastischer Produktionskürzungen nicht zustimmen würden. Denn wie US-Präsident Donald Trump früher sagte, hätten US-Ölunternehmen ihre Produktionsmengen bereits reduziert. Darüber hinaus verwies er darauf, dass die Produktion wegen der niedrigen Ölpreise auch ohne jede Aktion geringer geworden sei. Weiter würde man wahrscheinlich nicht gehen:
„Wir sind sehr marktorientiert. Blicken Sie auf Texas, Norddakota, einige andere Bundesstaaten, die in der Branche erfolgreich tätig sind – die haben ihre Produktion bereits reduziert”, erläuterte der US-Staatschef.
Zugleich brachte er die Hoffnung zum Ausdruck, dass die Opec-Länder beim heutigen Treffen zu einer Ölpreiseinigung kommen würden. Zuvor hatte Trump erklärt, dass das Ölkartell ihn um keine Produktionskürzungen gebeten habe.
Der „Preiskrieg“
Der Ölpreis ist zuletzt so stark abgestürzt wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Am 19. Februar lag der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent noch bei fast 60 US-Dollar – am 1. April waren es dann nur noch rund 25 Dollar. Der Preisverfall ist unter anderem eine Folge der deutlich gesunkenen Nachfrage aufgrund der Corona-Krise. In vielen Ländern steht das Alltagsleben mehr oder weniger still, entsprechend wird auch deutlich weniger Roh- oder Heizöl beziehungsweise Treibstoff verbraucht.
Hinzu kommt, dass sich die Mitglieder von Opec+ bei ihrem bislang letzten Minister-Treffen Anfang März nicht auf eine gemeinsame Strategie ab dem 1. April einigen konnten. Der Ölpreis hatte damals schon mit Einbrüchen auf die Corona-Krise reagiert, das Minister-Treffen in Wien fand unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen statt. Doch statt einer gemeinsamen Strategie kam es zu einem Preiskampf zwischen Russland und Saudi-Arabien. Beide Seiten kündigten eine Ausweitung der Rohöl-Produktion an, was zu einem rasanten Preisverfall führte. Das muss bei der heutigen Konferenz berücksichtigt werden.
„Die große Frage ist, ob die Opec+ schon in Vorleistung geht, ohne genau zu wissen, ob die anderen Länder wirklich mitmachen werden“, sagte Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch. Er geht davon aus, dass die Opec+ die Hilfe der USA zur Bedingung macht – und andernfalls die aktuellen Produktionsüberschüsse in Kauf nehmen würde. „Dann dürfte es für den Ölpreis wirklich ernst werden.“
Können Riad und Moskau eine Einigung erzielen?
Saudi-Arabien zeigte sich bereit, seine Produktion um drei Millionen Barrel pro Tag zu reduzieren, und schlug eine Produktionskürzung von je 1,5 Millionen Barrel für Russland, den Irak und die VAE vor. Dabei muss aber berücksichtigt werden, dass Riad kürzlich seine Produktion um 2,5 Millionen Barrel vergrößert hatte, während Russlands Förderung auf dem alten Niveau blieb. Für Moskau wären die Bedingungen Riads also höchst ungünstig, weswegen es darauf pocht, die Kürzungen anhand des Produktionsniveaus von März zu kalkulieren.
Eine Kürzung der Rohölproduktion von zehn Millionen Barrel am Tag (wie erwartet) entspräche etwa zehn Prozent der gesamten, weltweiten Produktion vor der Corona-Krise. Der Anteil der 13 Opec-Staaten am globalen Ölmarkt betrug zuletzt etwas weniger als 30 Prozent, gemeinsam mit den zehn Kooperationspartnern (Opec+) sind es rund 45 Prozent.
Am Freitag folgt ein Treffen der Energieminister der G20-Staaten, an dem natürlich auch die USA teilnehmen. Wenn die Opec-Sitzung am Donnerstag also scheitern sollte, darf man wohl doch noch auf eine Einigung hoffen.
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