Bei der Parlamentswahl in Südkorea hat die gemäßigt linke Regierungspartei von Staatschef Moon Jae In einen deutlicher Sieg gefeiert. Seine Demokratische Partei (Minjoo) holte nach den von Behörden veröffentlichten Teilergebnissen mit 163 von 300 Mandaten in der Nationalversammlung die absolute Mehrheit. Das berichtete die nationale Nachrichtenagentur Yonhap. Zusammen mit der Satellitenpartei Gemeinsame Bürgerpartei, die 17 Mandate erreichte, kommt das Regierungslager sogar auf 180 Sitze.
Die konservative Vereinigte Zukunftspartei, die die Wahl zu einem "Urteil" über die Wirtschaftspolitik der Regierung machen wollte, lag laut Yonhap in nur 88 Wahlbezirken vorn. Der Chef der größten Oppositionspartei, Hwang Kyo Ahn, kündigte noch am Abend seinen Rücktritt an. "Ich werde meinen Parteiposten abgeben und mich selber für den Wahlausgang zur Verantwortung zu ziehen", sagte der ehemalige Premierminister.
Trotz der Coronavirus-Pandemie lag die Wahlbeteiligung nach vorläufigen Angaben der Wahlkommission bei 66,2 Prozent - die höchste Quote bei Wahlen in Südkorea seit 28 Jahren. Wegen der besonderen Umstände hatten die Parteien im Wahlkampf auf ungewöhnliche Methoden gesetzt.
Um das Risiko einer Infektion zu verringern, hatten die Behörden für die Wahl Abstandsregeln und Hygienevorschriften erlassen. Die Wähler mussten Masken tragen sowie für die Stimmabgabe Einweghandschuhe überziehen. Zudem hatte bereits am Freitag und Samstag ein großer Teil der fast 44 Millionen Wahlberechtigten die Möglichkeit zur frühzeitigen Stimmabgabe genutzt, um größere Menschenansammlungen zu vermeiden.
Das Land gilt als Beispiel einer erfolgreichen Virusbekämpfung
Die Minjoo war auch vorher schon stärkste Einzelpartei, hatte aber nicht die absolute Mehrheit. Noch vor wenigen Monaten stand Staatschef Moon wegen des geringen Wirtschaftswachstums, Skandalen um Machtmissbrauch sowie seiner gemäßigten Haltung im Konflikt mit dem Nachbarn Nordkorea massiv in der Kritik. Doch die erfolgreiche Eindämmung der Coronakrise verschaffte Moon offenbar zusätzlich Stimmen.
Südkorea gilt seit Wochen als positives Vorbild im Management des Virus. Das Land hatte schnell flächendeckende Tests eingeführt, unter anderem mit Drive-Ins, die weltweit zum Vorbild wurden. Zuletzt hatten sich die täglich gemeldeten Fallzahlen in Südkorea unter 50 stabilisiert. Insgesamt wurden bislang mehr als 10.500 Infektionsfälle erfasst.
spiegel
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