Christliche Kirchen rufen zum 75. Jahrestag des Kriegsendes zur Versöhnung auf

  09 Mai 2020    Gelesen: 713
Christliche Kirchen rufen zum 75. Jahrestag des Kriegsendes zur Versöhnung auf

Die beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland haben anlässlich des 75. Jahrestages des Kriegsendes zu Versöhnung und Wahrung des Friedens aufgerufen. 

Deutschland bleibe von der Schuld gezeichnet, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, am Freitag bei einem ökumenischen Gottesdienst im Berliner Dom. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, mahnte einen andauernden Einsatz für den Frieden an.

"Gegen das Vergessen und gegen alle Relativierung sagen wir: Ja, wir sind schuldig geworden", betonte Bedford-Strohm. "Wir haben ganz Europa und weite Teile der Welt ins Elend gestürzt, betonte der Ratsvorsitzende. "Und dankbar fügen wir hinzu: Aber unsere Geschichte ist weitergegangen."
Die bleibende Schuld habe nicht zu ewiger Verwerfung geführt: "Unsere ehemaligen Feinde sind wieder auf uns zugegangen. Wir durften ihnen wieder in die Augen sehen", sagte Bedford-Strohm. Sie seien zu Freunden geworden. Es sei ein "Geschenk, dass manche unserer jüdischen Geschwister geblieben, viele zurückgekommen sind in das Land, das ihnen so Unfassbares angetan hat".

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bätzing, verwies darauf, dass es in großen Teilen Europas seit nunmehr 75 Jahren Frieden gebe. "Die Völker haben sich einander zugewandt - und wir Deutschen haben das Wunder erlebt, dass sie sich auch uns zugewandt haben."

Aber Friede lasse sich nicht einfach herbeiorganisieren: "Er braucht Menschen, die eine Hoffnung in sich tragen, weil sie überzeugt sind, nicht allein zu sein, sondern dass Gott selbst, sein Geist, sie begleitet."

"Nur wer bereit ist, sich selbst aufrichtig und ehrlich zu betrachten, wird in der Lage sein, den Anderen zu begegnen und zu neuer Gemeinschaft beizutragen", sagte Bätzing. "Nur wer auf die Opfer schaut, dient der Versöhnung."

Am 8. Mai 1945 hatte die deutsche Wehrmacht bedingungslos kapituliert, womit die NS-Schreckensherrschaft endete. In vielen Ländern wird an diesem Tag dem Ende des Zweiten Weltkriegs gedacht, im Land Berlin ist an diesem Freitag ausnahmsweise gesetzlicher Feiertag.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wollen am Freitagmittag einen Kranz niederlegen. Steinmeier hält anschließend an der Neuen Wache in Berlin eine Rede. Der eigentlich vorgesehene Staatsakt war wegen der Corona-Pandemie abgesagt worden.

Teilnehmer der Zeremonie an der zentralen Gedenkstätte für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft werden auch Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU), Bundesratspräsident Dietmar Woidke (SPD) und der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle.

AFP.com


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