Am Montag ließ sich Armin Laschet die Haare schneiden. Es war der erste Tag, an dem Friseursalons in Nordrhein-Westfalen wieder öffnen durften. Am Dienstag war Laschet in Bonn, bei der Beerdigung von Norbert Blüm. Die Woche des Ministerpräsidenten war zunächst weniger vom Coronavirus bestimmt als in diesen Tagen üblich. Vermutlich ist das Zufall, trotzdem war es für Laschet eine Pause im ständigen Ringen um die Corona-Maßnahmen und in der Debatte über Lockerungen.
Der kann Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident sonst kaum entrinnen. Vor ein paar Tagen beim Gespräch mit WDR-Hörern im Kölner Funkhaus ging es mal wieder um die Frage, wann es losgehen könnte mit dem Schulbetrieb, mit den Kitas und dem Breitensport. Laschet sagte: "Das Problem ist immer, wenn ich jetzt ein Datum nenne, heißt es wieder: Er prescht vor."
Scheut sich der oberste Lockerer Deutschlands plötzlich, weitere Lockerungen zu fordern?
Es gibt Politiker, die in den vergangenen Wochen an der Krise gewachsen sind. Bei ihnen herrscht der Eindruck vor, sie seien gute Krisenmanager. Sie sind in ihrem Element, weil sie ein Gespür für richtige Entscheidungen haben und passende Worte finden, um auch unpopuläre Maßnahmen zu erklären. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder von der CSU wurde zuletzt zu diesem Politikertypus gezählt. Der nordrhein-westfälische Landesvater Laschet von der CDU eher nicht.
Laschet ist kein Politiker der schnellen Entscheidungen. Er braucht Zeit und Gespräche, um sich ein Bild zu machen. So war es auch zu Beginn der Coronakrise. Die Kontaktbeschränkungen, die es in Deutschland wochenlang gab, gehen zwar auch auf Laschet zurück. Es war sein Konzept, das sich durchsetzte. Dennoch galt er beim Shutdown als Nachzügler.
spiegel
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