Anlässlich des islamischen Fastenmonats Ramadan erklärte Khashoggis Sohn Salah auf Twitter: „In dieser heiligen Nacht dieses gesegneten Monats (...) verkünden wir, die Söhne des Märtyrers Jamal Kashoggi, dass wir denjenigen, die unseren Vater getötet haben, vergeben und verzeihen.“
Die Nachrichtenagentur AFP zitierte zwei saudische Beobachter, laut denen die Täter nun wohl nicht mehr hingerichtet werden dürften. Schließlich sei es nach islamischem Recht das Vorrecht der Angehörigen des Opfers, den Tätern zu verzeihen.
Salah Kashoggi, der in Saudi-Arabien lebt, hatte zuvor bereits erklärt, er habe „volles Vertrauen“ in das Justizsystem Saudi-Arabiens. Einen Bericht, wonach er mit der Regierung eine finanzielle Vereinbarung getroffen haben soll, wies er zurück.
Die „Washington Post“ hatte im April 2019 berichtet, dass Salah Kashoggi und seine Geschwister als Entschädigung Immobilien und hohe monatliche Zahlungen erhalten hätten.
Keine freiwillige Vergebung
Beobachter gehen davon aus, dass die saudische Führung die Angehörigen des ermordeten Journalisten und Regierungskritikers unter Druck setzt. Es sei traurig mit anzusehen, welcher weiteren Demütigung sie von Seiten der saudi-arabischen Führung ausgesetzt“ seien, sagte die Nahost-Expertin Bessma Momani.
Wer behaupte, dass dieser Akt der Vergebung freiwillig gewesen sei, ignoriere den enormen politischen und sozialen Druck auf die Söhne, meinte die Expertin. Dahinter stünden vermutlich dieselben politisch Mächtigen, die auch für Khashoggis Ermordung verantwortlich seien.
Khashoggis damalige türkische Verlobte Hatice Cengiz reagierte empört auf Salahs Erklärung. Niemand habe das Recht, den Mördern zu vergeben, schrieb Cengiz auf Twitter. Der Angriff aus dem Hinterhalt und sein abscheulicher Mord könnten nicht verjähren, erklärte sie und fügte hinzu: „Wir werden weder den Mördern noch ihren Auftraggebern verzeihen.“
Mord an Jamal Khashoggi
Ein saudisches Sonderkommando hatte Khashoggi am 2. Oktober 2018 im saudischen Konsulat in Istanbul getötet und den Leichnam anschließend zerstückelt. Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman übernahm nach wochenlangen Dementis die Verantwortung für die Tat, gab aber zugleich an, den Mord nicht in Auftrag gegeben zu haben. Nach Darstellung des Kronprinzen wurde der Journalist „bei einem missglückten Einsatz zu seiner Festnahme“ getötet.
Ein Gericht in Saudi-Arabien hatte im Dezember 2019 fünf Männer im Fall Khashoggi zum Tod verurteilt. Drei weitere Angeklagte wurden wegen „Verheimlichung des Verbrechens“ zu Haftstrafen von insgesamt 24 Jahren verurteilt. Das Gericht erklärte damals, dass im Fall einer Begnadigung durch die Angehörigen die Todesstrafe umgewandelt werden könne. Die Urteile stießen international auf Kritik.
sputniknews
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