Druck auf Boris Johnsons Berater steigt

  23 Mai 2020    Gelesen: 769
Druck auf Boris Johnsons Berater steigt

Boris Johnsons wichtigster Berater hat die Quarantäne missachtet. Die Opposition fordert seinen Abgang, die Regierung sieht es anders: Dominic Cummings sei zwar trotz Symptomen gereist - aber legal.

Nach Berichten über einen Bruch der Lockdownregeln durch den wichtigsten Berater des britischen Premierministers Boris Johnson, Dominic Cummings, werden die Rufe nach einem Rauswurf des Wahlkampfstrategen lauter. Cummings war Ende März mit seiner infizierten Frau und seinem Sohn 430 Kilometer durchs Land gefahren, zu seinen Eltern. Cummings selbst soll damals Symptome von Covid-19 gezeigt haben. Seine Frau war erkrankt.

Nach Lesart der Regierung habe Cummings mit seinem Ausflug aber nicht die Coronaregeln gebrochen. Gerade weil seine Frau infiziert und er gefährdet war, habe Cummings sicherstellen müssen, dass für sein Kind gesorgt werden könne. "Seine Taten standen in Einklang mit den Coronavirus-Richtlinien", heißt es aus der Downing Street.

Anders als in Medien berichtet habe es auch keine Ansprache durch die Polizei gegeben. Cummings sei sich keiner Schuld bewusst. Warum Cummings Sohn nicht in London hätte betreut werden können, erklärte die Regierung nicht.

"Die Position Dominic Cummings' ist vollkommen unhaltbar - er muss zurücktreten oder rausfliegen", kommentierte der Fraktionschef der Schottischen Nationalpartei SNP im britischen Parlament, Ian Blackford. Der konservative Regierungschef Johnson habe nun ernste Fragen zu beantworten, so Blackford am Samstag auf Twitter.

Die Labour-Abgeordnete Tulip Siddiq sagte dem "Guardian", die Regierung müsse nun rasch Erklärungen liefern. "Die britische Öffentlichkeit erwartet nicht, dass es eine Regel für sie gibt und eine andere für Dominic Cummings", sagte die Abgeordnete.

Nur rund eine Woche vor Cummings Trip hatte die Regierung die Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt, um das Coronavirus einzudämmen. Das Reisen war verboten, Ausnahmen gab es nur für dringende Fälle. Wer Symptome aufweist, muss zudem sieben Tage in Selbstisolation verbringen.

Laut "Guardian" und "Daily Mirror" war Cummings in der nordostenglischen Grafschaft Durham gesehen und von einem Nachbarn angezeigt worden. Die Polizei bestätigte laut britischer Nachrichtenagentur PA, am 31. März eine entsprechende Anzeige erhalten zu haben, ohne jedoch einen Namen zu nennen. Die Besitzer der fraglichen Adresse seien von Beamten angesprochen und an die Ausgangsbeschränkungen und die Regeln zur Selbstisolation erinnert worden, hieß es.

Untergebracht in separatem Gebäude
Wie die BBC-Reporterin Laura Kuenssberg aus dem Umfeld Cummings erfahren haben will, hatte sich der Regierungsberater mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn für die Selbstisolation in einem separaten Gebäude auf dem Hof seiner Eltern einquartiert. Seine Schwester habe angeboten, bei der Kinderbetreuung auszuhelfen, da sowohl Cummings selbst als auch seine Frau an Covid-19-Symptomen gelitten hätten.

Erst Anfang Mai hatte der renommierte Wissenschaftler Neil Ferguson vom Imperial College seinen Posten als Regierungsberater aufgeben müssen, weil er während des Lockdowns Besuch von seiner Freundin erhielt. Auch die oberste medizinische Beraterin der schottischen Regierung, Catherine Calderwood, hatte sich über die eigenen Regeln hinweggesetzt und musste deshalb gehen.

spiegel


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