Forscher entschlüsseln Rätsel um "Jeremy"

  04 Juni 2020    Gelesen: 923
  Forscher entschlüsseln Rätsel um "Jeremy"

Vom Komposthaufen zur Forschungsberühmtheit: Schnecke "Jeremy" hatte ein falsch herum gewundenes Schneckenhaus - ein "Unfall" der Natur oder Vererbung? Dieses Geheimnis haben britische Forscher mithilfe des kleinen Weichtiers jetzt gelüftet.

Die Gefleckte Weinbergschnecke namens "Jeremy" war mit ihrem links- statt rechtsgewundenen Schneckenhaus nicht nur eine Rarität, sondern auch ein begehrtes Objekt für Wissenschaftler. Sie wollten wissen: Wie kommt es zu solchen spiegelverkehrten Körpermerkmalen? Die Antwort haben sie jetzt gefunden: Es handelt sich dabei meist um einen "Unfall" in der Entwicklung und nicht um Vererbung, wie die Forscher im Journal "Biology Letters" berichten.

Aufgrund seines linksgewundenen Hauses lagen bei Jeremy auch die Fortpflanzungsorgane auf der verkehrten Seite - an Nachwuchs war somit kaum zu denken. Für die Erforschung des Phänomens mussten aber Nachkommen her. Der Genetiker Angus Davison von der englischen Universität Nottingham rief daher 2016 die Öffentlichkeit auf, ihm bei der Suche nach einem geeigneten Partner - also mit linksgewundenem Schneckenhaus - für "Jeremy" zu helfen. Anhand des Nachwuchses wollte der Wissenschaftler untersuchen, wie es überhaupt zu den spiegelverkehrten Körpermerkmalen kommt.

Partnersuche via Hashtag

Seinen Aufruf startete Davison im Sender BBC und in sozialen Medien unter dem Hashtag #snaillove (Schneckenliebe). Zeitungen, Radiosender und Internetseiten machten in mehr als 1000 Beiträgen auf die tierische Partnersuche aufmerksam - mit großem Erfolg: Schließlich wurden mehr als 40 Artgenossen mit linksgewundenen Häusern für Jeremy in der Natur und auf Schneckenfarmen gefunden.

Jeremy selbst wurde übrigens auf einem Komposthaufen entdeckt und ist inzwischen tot. Die Tierchen mit den spiegelverkehrten Schneckenhäusern produzierten untereinander kräftig Nachwuchs. Bei Jeremy klappte es jedoch erst kurz vor seinem Tod. "Nach einer langen Suche nach einem Partner und mehreren Pannen auf dem Weg dorthin, brachte Jeremy endlich Nachkommen hervor, die mich - und den Rest der Welt - begeisterten", sagte Davison.

Die Nachkommen aller Gefleckten Weinbergschnecken mit linksgewundenen Häusern wurden dann untersucht. "Unsere Ergebnisse zeigten, dass es normalerweise eher ein Entwicklungsunfall als Vererbung ist, der eine Gartenschnecke mit linksgewundenem Schneckenhaus ausmacht. Wir haben ein Rätsel der Natur gelöst", berichtete der Forscher. Bei anderen Schneckenarten könnten linksgerichtete Schneckenhäuser aber vererbt sein.

Quelle: ntv.de, joh/dpa


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