Springt die US-Wirtschaft wieder an?

  05 Juni 2020    Gelesen: 1254
Springt die US-Wirtschaft wieder an?

Faustdicke Überraschung vom US-Arbeitsmarkt: Im Mai sind Millionen neue Jobs entstanden. Die Arbeitslosenquote sinkt. Experten hatten indes mit einer Ausweitung der Krise gerechnet.

Einmal mehr erwischt der US-Arbeitsmarkt die Experten auf dem falschen Fuß. Die Arbeitslosenquote ist entgegen der Erwartungen im Mai gefallen. Sie sank in der Coronavirus-Pandemie leicht auf 13,3 Prozent. Im Vormonat hatte sie noch bei 14,7 Prozent gelegen, wie die US-Regierung mitteilte. Experten hatten mit einem Anstieg auf 19,8 Prozent gerechnet. Laut einer weiteren Erhebung stieg zudem die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft um 2,5 Millionen. Ökonomen hatten hingegen mit einem Abbau von acht Millionen gerechnet.

Nach dem Lockdown dürfen viele Geschäfte, Fabriken und Restaurants zumindest unter Auflagen wieder öffnen. Das wirkt sich offenbar bereits langsam positiv auf den Arbeitsmarkt aus. Der amerikanische Jobmarkt ist insgesamt jedoch schwer angeschlagen und dürfte lange brauchen, sich von der Krise zu erholen. Vor der Corona-Krise hatte die Arbeitslosenquote im Februar noch niedrige 3,5 Prozent betragen.

Anleger greifen zu

Anleger reagierten begeistert: Der deutsche Leitindex Dax baute seine Gewinne aus und stieg auf ein Dreieinhalb-Monats-Hoch. Der EuroStoxx50 gewann gut drei Prozent. "Diese umwerfenden Zahlen zeigen, dass die Wirtschaft auf Erholungskurs ist", sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. "Die Lage ist nicht so schlimm wie befürchtet."

Vor diesem Hintergrund zogen sich Investoren aus "sicheren Häfen" wie Staatsanleihen zurück. Dies trieb die Renditen der zehnjährigen Bonds aus den USA und Deutschland auf plus 0,924 und minus 0,257 Prozent. Das ist in beiden Fällen der höchste Stand seit drei Monaten. Die "Antikrisen-Währung" Gold verbilligte sich um 1,1 Prozent auf 1691 Dollar je Feinunze.

42 Millionen Jobs weggefallen - zumindest zeitweise

Erst am Vortag hatte das Ministerium mitgeteilt, dass in der vergangenen Woche 1,9 Millionen Menschen einen Erstantrag auf Arbeitslosenhilfe gestellt hatten. Seit Mitte März haben damit USA-weit mehr als 42 Millionen Menschen mindestens zeitweise ihren Job verloren - so viele wie nie zuvor in solch kurzer Zeit. In den Wochen seit Mitte März war die wöchentliche Zahl in schwindelerregende Höhen geschnellt und hatte zeitweise oberhalb von mehr als sechs Millionen gelegen. Zuletzt gingen die Zahlen der wöchentlichen Neuanträge allmählich zurück, parallel zur graduellen Lockerung der Ausgangsbeschränkungen in den Bundesstaaten.

Der US-Kongress hat bislang mit Unterstützung beider Parteien Konjunkturpakete von rund 2,7 Billionen US-Dollar beschlossen, was gut zehn Prozent der jährlichen US-Wirtschaftsleistung entspricht. Darunter sind auch hunderte Milliarden Dollar für ein Kreditprogramm, das es Arbeitgebern erleichtern soll, ihre Angestellten trotz Umsatzeinbrüchen weiter zu beschäftigen. Der Effekt des Programms auf die Arbeitsmarktdaten ist bislang unklar.

Auch die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat Programme aufgelegt, um einen weiteren Absturz der Wirtschaft zu verhindern. Nach Einschätzung von Fed-Chef Jerome Powell hat die Corona-Pandemie die US-Wirtschaft in die schlimmste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg gestürzt. Für US-Präsident Donald Trump kommt die Krise höchst ungelegen - er bewirbt sich im November um eine zweite Amtszeit. Die Aufhellung der Lage am Arbeitsmarkt dürfte ihm angesichts der landesweiten Unruhen allerdings mehr als gelegen kommen.

Quelle: ntv.de, wne/jwu/rts/dpa


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