Es war eine seiner letzten Amtshandlungen: Im September 2016 schaffte US-Präsident Obama das erste und bisher einzige Meeresschutzgebiet im nordöstlichen Atlantik. Das Northeast Canyons and Seamounts National Monument liegt etwa 200 Kilometer südöstlich von Cape Cod vor der US-Ostküste und ist gut 12.700 Quadratkilometer groß.
US-Präsident Donald Trump will das Schutzgebiet nun vier Jahre später wieder für die kommerzielle Fischerei öffnen. In Anwesenheit von Fischern unterzeichnete Trump am Freitag (Ortszeit) bei einem Besuch in Bangor im Bundesstaat Maine einen entsprechenden Erlass, der eine Anordnung seines Vorgängers Barack Obama wieder rückgängig machen soll.
In dem Schutzgebiet befinden sich drei Unterwasser-Canyons mit einer Fläche von fast 2500 Quadratkilometern, etwa so groß wie das Saarland. In der Seamounts Unit liegen die vier Seamounts, sogenannte Tiefseeberge. Die Unterwasserlandschaft ist bekannt für ihre einzigartige Artenvielfalt, darunter Tiefseekorallen sowie seltene Fische und Meerestiere wie Wale, Delfine, Schildkröten sowie Thun- und Schwertfische und Haie.
Damals begründete Obama den Erlass mit dem Stress der biologischen Vielfalt durch den Klimawandel. So erwärme sich der Nordosten der Atlantik schneller als in anderen Meeresregionen. Forscher hatten gemahnt, dass die wärmeren Wassertemperaturen sich dramatisch auf den Fischbestand und die biologische Vielfalt auswirken könnten. Die kommerzielle Fischerei sei ein zusätzlicher Stressfaktor.
Seit dem Obama-Erlass ist das Gebiet nur für Touristen, Forscher und Freizeitfischer nutzbar. Eine Übergangsregelung gilt für bestimmte Krebs- und Hummerarten. Die kommerzielle Fischerei wurde aber wenige Monate danach komplett untersagt.
Trump erklärte, er revidiere diese "Ungerechtigkeit" seines Vorgängers. Das Gebiet werde wieder für kommerzielle Fischerei geöffnet. Die Region als Schutzgebiet einzustufen, sei besonders für Hummerfänger ungerecht gewesen. Einige der im Obama-Erlass genannten Fischarten hätten nicht die wissenschaftliche Bedeutung, dass sie einen zusätzlichen Schutz verdienen, heißt es in dem Dekret des Weißen Hauses. Außerdem sei auch die kommerzielle Fischerei verpflichtet auf ökologische Standards Rücksicht zu nehmen.
Allerdings ist noch nicht ausgemacht, dass Trump damit durchkommt. Die Abschaffung des Schutzgebietsstatus wird sehr wahrscheinlich vor Gericht landen.
Trumps Kampf gegen den Umweltschutz
Seit seinem Amtsantritt schafft der US-Präsident stetig Umwelt- und Klimaauflagen ab. Besonders offensiv geht Trump in der Coronakrise gegen Umweltauflagen vor. Schon im März teilte die US-Umweltschutzbehörde EPA mit, dass Umweltvorschriften für die Industrie gelockert werden, um die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie zu bewältigen.
Auf Bitte der Öllobby, namentlich des American Petroleum Institute, befreite die Behörde die Öl- und Gasindustrie vorübergehend von den EPA-Vorschriften. Während der Coronakrise will die Behörde umweltschädliche Industrien nicht bestrafen, wenn diese gegen Überwachungs- und Berichtspflichten verstoßen.
Am Donnerstag unterzeichnete Trump laut "New York Times" eine Verfügung, nach der beim Bau von Großprojekten wie Autobahnen oder Pipelines weniger Umweltprüfungen notwendig sein sollen. Damit sollen die Projekte in der Wirtschaftskrise schneller realisiert werden, so der US-Präsident. Gleichzeitig will die US-Umweltschutzbehörde EPA die Vorschriften des Clean Air Act zur Luftreinhaltung weiter abschwächen.
spiegel
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