Der frühere Befehlshaber der US-Truppen in Europa, Ben Hodges, hat die angeblichen Pläne der US-Regierung unter Präsident Donald Trump für eine Truppenreduzierung in Deutschland scharf kritisiert. Hodges sagte dem "Spiegel", die Entscheidung von Trumps Kernteam sei ein "kolossaler Fehler" und ein "rein politisches Manöver". "Die Entscheidung illustriert, dass der Präsident nicht verstanden hat, wie essenziell die in Deutschland stationierten US-Truppen für die Sicherheit Amerikas sind."
US-Präsident Donald Trump plant nach Medienberichten einen drastischen Abbau der US-Truppen in Deutschland. So hatte das "Wall Street Journal" unter Bezug auf ungenannte US-Regierungsvertreter berichtet, Trump habe das Pentagon angewiesen, die US-Truppenpräsenz in Deutschland von derzeit 34.500 Soldaten um 9500 zu reduzieren. Außerdem solle eine Obergrenze von 25.000 US-Soldaten eingeführt werden, die gleichzeitig in Deutschland anwesend sein könnten.
Amerikanische und deutsche Militärs zeigten sich laut "Spiegel" verwundert über die Obergrenze, da man sich damit selbst in seinen Möglichkeiten limitiere. Laut Hodges, so das Magazin, hat Trump gemeinsam mit dem früheren US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, in den USA und Europa Porzellan zerschlagen. "Der Kongress wurde nicht eingeweiht, die US-Kommandeure in Europa waren ahnungslos, mit Deutschland oder der Nato hat niemand gesprochen", sagte er. Ein solches Vorgehen, so der General, gefährde den Zusammenhalt innerhalb des Bündnisses.
Maas: "Es ist kompliziert"
Bundesaußenminister Heiko Maas betonte mit Blick auf die angeblichen Pläne Trumps das beiderseitige Interesse an der Zusammenarbeit. "Wir schätzen die seit Jahrzehnten gewachsene Zusammenarbeit mit den US-Streitkräften. Sie ist im Interesse unserer beiden Länder", sagte der SPD-Politiker der "Bild am Sonntag". "Sollte es zum Abzug eines Teils der US-Truppen kommen, nehmen wir dies zur Kenntnis." Zum Verhältnis zwischen Deutschland und den USA sagte Maas: "Wir sind enge Partner im transatlantischen Bündnis. Aber: Es ist kompliziert."
SPD-Fraktionschef Ralf Mützenich sieht in dem möglichen Abzug hingegen eine Chance, die deutsche Sicherheitspolitik "in ein europäisches Umfeld" einzubetten. Dies sei vor dem Hintergrund der US-Pläne noch dringender und sinnvoller geworden, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Dabei müsse klar sein, "dass eine sicherheitspolitische Strategie sich nicht in Militärpolitik und Verteidigungsausgaben erschöpfen darf". Angesichts der finanziellen Belastungen durch die Corona-Pandemie könnten sich auch "Chancen für die Begrenzung von Militär und Aufrüstung ergeben", betonte Mützenich.
Quelle: ntv.de, jug/dpa/AFP
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