Im Fall des getöteten Schwarzen George Floyd ist die Kaution für den hauptbeschuldigten Ex-Polizisten Derek Chauvin auf eine Million Dollar festgelegt worden. Der inhaftierte 44-Jährige wurde erstmals per Video in einen Gerichtssaal in Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota zugeschaltet.
Richterin Jeannice Reding setzte die Kaution auf eine Million Dollar, umgerechnet rund 885.000 Euro, fest und nannte zudem eine Reihe weiterer Bedingungen für eine vorläufige Haftentlassung Chauvins. Der entlassene Polizist darf bei einer Freilassung den Bundesstaat Minnesota nicht verlassen, darf keinen Kontakt zur Familie Floyd aufnehmen und muss Schusswaffen in seinem Besitz abgeben. Der nächste Gerichtstermin wurde auf den 29. Juni festgesetzt.
Der weiße Polizist hatte vor zwei Wochen fast neun Minuten lang sein Knie auf den Nacken des festgenommenen Floyd gedrückt, obwohl dieser mehrfach klagte, er bekomme keine Luft mehr. Ein Video von dem brutalen Vorgehen sorgte für Entsetzen und Empörung und löste landesweite Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt aus.
Chauvin wurde in der Folge entlassen und festgenommen. Die Justiz wirft ihm unter anderem einen "Mord zweiten Grades" vor; das entspricht etwa einem Totschlag in einem besonders schweren Fall und kann mit bis zu 40 Jahren Gefängnis bestraft werden. Eine Tötungsabsicht sieht die Staatsanwaltschaft nicht. Drei weitere an der Festnahme beteiligte Polizisten wurden ebenfalls entlassen und der Beihilfe beschuldigt.
Einen Tag vor Floyds Beisetzung nahmen Tausende von ihm Abschied. Im texanischen Houston, wo Floyd aufgewachsen ist, säumten US-Flaggen den Weg zur Kirche Fountain of Praise, wo sein Sarg aufgebahrt war. Hunderte Menschen standen vor dem Gotteshaus Schlange. Heute sei ein wichtiger Tag, sagte Perence Mcintosh, selbst Afroamerikaner und Bürger von Houston. "Es ändert sich viel", erklärte er. Es sei tragisch, dass jemand dafür habe sein Leben lassen müssen.
Floyds goldglänzender Sarg in der Kirche war geöffnet, TV-Bilder und ein Live-Stream zeigten Menschen, die nacheinander zu seinem Leichnam vorgelassen wurden. Darunter waren auch mehrere Uniformierte und ein Mann, der vor dem Getöteten niederkniete. Mehrere Personen reckten auch die Faust als Zeichen des Kampfes gegen Rassismus vor dem Sarg in die Luft. Wegen der Gefahr durch das Coronavirus gelten bei den Trauerfeierlichkeiten strikte Sicherheitsmaßnahmen. So zeigten Fotos, wie bei Besuchern vor der Kirche die Körpertemperatur gemessen wurde. Die Menschen - meistens eine Gesichtsmaske tragend - wurden aufgefordert, Abstand voneinander zu halten.
Floyd soll am Dienstag beigesetzt werden. Es wird erwartet, dass die Trauerrede von dem schwarzen Bürgerrechtler Al Sharpton gehalten wird. Noch am Montag will sich der führende demokratische Präsidentschaftsbewerber Joe Biden mit Floyds Familie treffen. Biden dürfte im November gegen den republikanischen Amtsinhaber Donald Trump antreten.
Quelle: ntv.de, mau/dpa/AFP/rts
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