Trump verharmlost in Tulsa Corona-Pandemie

  21 Juni 2020    Gelesen: 775
 Trump verharmlost in Tulsa Corona-Pandemie

Trotz Corona-Krise geht Trump wieder auf Wahlkampftour. Bei seinem Auftritt in der Stadt Tulsa bleiben jedoch viele Sitze leer. Ein Sprecher sucht die Schuld bei den Medien und "radikalen Demonstranten". Unterdessen macht der US-Präsident Witze über das Coronavirus und schimpft auf Herausforderer Biden.

Beim ersten Wahlkampf-Auftritt von US-Präsident Donald Trump nach dreieinhalbmonatiger Coronavirus-Pause sind deutlich weniger Anhänger erschienen als erwartet. Zwar kamen tausende Anhänger in die Veranstaltungshalle in Tulsa im Bundesstaat Oklahoma; gefüllt war die Arena mit Platz für rund 20.000 Teilnehmer aber nicht. Viele Sitze blieben leer.

Ein Auftritt Trumps vor dem BOK Center, wo sich jene Anhänger versammeln sollten, die in der Halle keinen Platz mehr finden, wurde abgesagt. Der Platz, auf dem eine Großleinwand und eine Bühne aufgebaut waren, war so gut wie leer. Trumps Wahlkampfteam musste einräumen, dass weniger Teilnehmer erschienen als erwartet. Wahlkampfsprecher Tim Murtaugh machte "radikale Demonstranten" und die Medien verantwortlich: Sie hätten versucht, den Anhängern des Präsidenten "Angst zu machen".

"Verlangsamt bitte die Tests"

Trump wurde von seinen Anhänger mit "USA, USA, USA"-Rufen empfangen. "Wir fangen unseren Wahlkampf an", sagte Trump. "Ihr seid Krieger", fügte er an die Adresse seiner Unterstützer hinzu. Gegendemonstranten, die sich nahe der Veranstaltungshalle versammelt hatten, bezeichnete der Präsident als "Schlägertypen".

Die inzwischen ausgeweiteten Corona-Tests bezeichnete Trump als ein "zweischneidiges Schwert". "Wenn man in diesem Ausmaß testet, wird man mehr Menschen finden, man wird mehr Fälle finden, also habe ich meinen Leuten gesagt: 'Verlangsamt bitte die Tests'." Aus dem Weißen Haus hieß es auf dpa-Anfrage, Trump habe "offensichtlich gescherzt". Die USA führten die Welt bei der Anzahl der Tests mit mehr als 25 Millionen an. Trump verglich das Coronavirus in Tulsa erneut mit einer Grippe - auf englisch "Flu". Trump sagte, er kenne für das Virus 19 verschiedene Namen, darunter "Kung Flu".

Trump sprach erneut von einem "chinesischen Virus". China hätte das Virus am Ursprung stoppen müssen. Die USA haben inzwischen nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität mehr als 2,25 Millionen bestätigte Infektionen und fast 120.000 Tote durch das Virus zu beklagen.

Scharfe Attacken fuhr Trump gegen den designierten Präsidentschaftskandidaten der Demokraten, Joe Biden, der ihn bei der Wahl am 3. November herausfordern wird. Der frühere Vizepräsident sei eine "hilflose Puppe der radikalen Linken", der "Plünderern und Ausländern ohne gültige Papiere" mehr Rechte geben werde als gesetzestreuen Amerikanern. Trump ging auch auf seine Entscheidung ein, die Zahl, der in Deutschland stationierten US-Soldaten von rund 35.000 auf 25.000 zu senken. Deutschland sei bei den Verteidigungsausgaben "säumig" und kaufe Gas aus Russland, obwohl die USA Deutschland vor Russland schützen solle.

Mitarbeiter aus Wahlkampfteam positiv getestet

Der Auftritt Trumps ist aus mehreren Gründen umstritten: Die Gesundheitsbehörden befürchten eine Vielzahl neuer Coronavirus-Infektionen, wenn tausende Menschen in einer Halle zusammenkommen. Tulsa war zudem vor knapp 100 Jahren der Ort eines der schlimmsten Massaker an Schwarzen in der jüngeren US-Geschichte. Ein weißer Mob tötete dort im Jahr 1921 Schätzungen zufolge bis zu 300 Afroamerikaner.

Teilnehmer der Kundgebung mussten sich bei der Registrierung damit einverstanden erklären, dass die Wahlkampf-Organisatoren nicht für eine Covid-19-Erkrankung und mögliche Folgen haftbar gemacht werden können. Vor der Kundgebung wurden sechs Mitarbeiter von Trumps-Wahlkampfteam in Tulsa positiv auf das Coronavirus getestet. Sie seien Teil des Vorausteams gewesen und in Quarantäne genommen worden, teilte Wahlkampfsprecher Murtaugh mit. Trump selber trug wie üblich keine Maske bei seinem Auftritt. Biden warf Trump vor, Menschen zu gefährden, um seinen Wahlkampf wieder aufzunehmen.

Quelle: ntv.de, jpe/AFP/dpa


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