Nach den Ausschreitungen in Stuttgart laufen die Ermittlungen weiter. Noch immer ist nicht klar, wie es zu den verstörenden Szenen kommen konnte. Am Montag wurden laut Polizei sieben Haftbefehle beantragt, unter anderem wegen Landfriedensbruchs und gefährlicher Körperverletzung. Am Vorabend waren bereits ein weiterer Haftbefehl erlassen und einer gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt worden. Ein 16-Jähriger muss sich wegen versuchten Totschlags verantworten, weil er nach Angaben der Staatsanwaltschaft einem am Boden liegenden Studenten gezielt gegen den Kopf getreten haben soll.
"Vor allem muss die Frage gestellt werden, woher die Wut der Jugendlichen kam, die sich dort Bahn gebrochen hat", sagte die innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Ulla Jelpke, der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). Die Debatte um Polizeigewalt und Rassismus werde nun überlagert von einer "Inszenierung der Polizei als Opfer", so Jelpke weiter.
Der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Mathias Middelberg, warnte indes davor, zwischen Polizeigewalt in Deutschland und den USA "unangemessene Parallelen" zu ziehen. Mit dem Vertrauen gehe die Hemmung verloren, und manche meinten, selbst gegen die Polizisten zurückschlagen zu dürfen, sagte Middelberg der NOZ. "Die ideologische Stimmungsmache gegen unsere Polizei muss ein Ende haben."
Ähnlich argumentierte CSU-Politikerin Andrea Lindholz, Vorsitzende des Innenausschusses des Bundestags. "Die Gewalt gegen Polizeibeamte steigt nicht nur in Stuttgart massiv an", sagte sie der "Passauer Neuen Presse". Gleichzeitig warnte sie vor vorschnellen Generalverdächtigungen. "Wir sollten uns die Täter genau ansehen und danach beurteilen, was wir verbessern müssen. Dazu brauchen wir erstmal belastbare Informationen."
In der Nacht zum Sonntag waren Hunderte Menschen durch die zentrale Einkaufsstraße Stuttgarts gezogen, sie hatten Schaufenster zerstört und Geschäfte geplündert. Nach Angaben der Polizei waren 400 bis 500 Menschen an der Randale beteiligt. Die grün-schwarze Landesregierung befasst sich am heutigen Dienstag mit den Hintergründen der Krawalle. Innenminister Thomas Strobl von der CDU wird seine Kabinettskollegen über die Geschehnisse in der Nacht zu Sonntag informieren. Nach der Sitzung will Strobl gemeinsam mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Justizminister Guido Wolf die Öffentlichkeit um 12 Uhr informieren.
Quelle: ntv.de, ibu/dpa
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