Es wäre ein Fehler, wenn der Mindestlohn inmitten der Corona-Krise erhöht würde, sagte DIW-Direktor Michael Fratzscher der "Augsburger Allgemeinen". In der Krise müsse es "das oberste Prinzip sein, Arbeitsplätze zu sichern".
Die Kommission müsse darauf achten, "dass eine Anhebung der Lohnuntergrenze keine Jobs vernichtet", betonte der Ökonom. Die Situation sei heute "eine völlig andere" als in den Jahren des Aufschwungs. In "guten Zeiten" habe der Mindestlohn keine negativen Auswirkungen auf die Beschäftigung.
Die Mindestlohnkommission übergibt am Dienstagmittag (13.30 Uhr) ihren Bericht mit der Empfehlung zur gesetzlichen Lohnuntergrenze an Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD). Derzeit beträgt der Mindestlohn 9,35 Euro, er wird alle zwei Jahre angepasst. Die Mindestlohnkommission soll sich bei ihrer Empfehlung an der Tarifentwicklung orientieren, wegen der Corona-Krise gestalteten sich die Beratungen diesmal schwierig.
Die Unternehmen warnten angesichts der Wirtschaftskrise vor einer zu starken Erhöhung. Dagegen riet das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) zur Anhebung.
Würde der Mindestlohn nicht steigen, "hätten wir ein soziales Problem", sagte IMK-Chef Sebastian Dullien der "Augsburger Allgemeinen". Dies würde nach seinen Worten jene Beschäftigten treffen, die in den harten Krisenwochen in der ersten Reihe gestanden hätten. Dullien schlug eine zweistufige Anhebung vor. Da die Empfehlungen der Kommission über zwei Jahre reichen, solle sie "zunächst zurückhaltender erhöhen und dann am Ende stärker drauflegen".
AFP.com
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