Nach einem Einbruch im Mai um fast die Hälfte schrumpften die Pkw-Neuzulassungen im Juni um ein Drittel auf 220.300 Fahrzeuge, wie der Verband der Automobilindustrie am Freitag mitteilte. In den kommenden Monaten werde sich die Pkw-Nachfrage wahrscheinlich weiter leicht erholen, sagte VDA-Chefin Hildegard Müller bei einer im Internet übertragenen Halbjahres-Pressekonferenz. Dazu dürfte auch die befristete Senkung der Mehrwertsteuer betragen. Die Erholung werde aber wohl nicht ausreichen, um den Beschäftigungsrückgang vor allem bei den Zulieferern zu stoppen. Europa brauche ein “ambitioniertes Industriepaket”, um der darnieder liegenden Branche auf die Beine zu helfen.
Müller bekräftigte die Bereitschaft der Unternehmen zum Klimaschutz, warnte aber vor einem “Überbietungswettbewerb” bei der CO2-Regulierung: “Wir erwarten, dass auch die Folgen der Corona-Krise berücksichtigt werden.” Europa müsse beweisen, dass Ökonomie und Ökologie zusammen gedacht würden, betonte die VDA-Chefin. Wie hoch der Beschäftigungsrückgang am Ende ausfalle, hänge auch davon ab, wie lange die Brücke der Kurzarbeit halte.
“EINBRUCH DER MÄRKTE IST BEISPIELLOS”
“Der Einbruch der Märkte ist in seinem Ausmaß und in seinem globalen Umfang beispiellos”, stellte Müller fest. Für 2020 prognostiziere der Verband für den Weltmarkt ein Minus von 17 Prozent auf knapp 66 Millionen Pkw. Besonders stark werde der Rückgang in Europa mit 24 Prozent sein, gefolgt von den USA mit minus 18 Prozent und China mit minus zehn Prozent. In Deutschland rechnet der Verband der Automobilindustrie mit einem Rückgang der Pkw-Neuzulassungen um 23 Prozent auf 2,8 Millionen Einheiten. Den Prognosen liege die Annahme zugrunde, dass es gelinge, die Pandemie einzudämmen.
Im ersten Halbjahr habe der dramatische Einbruch der Nachfrage, der zeitweise Abriss der Lieferketten und der wochenlange Produktionsstopp dazu geführt, dass die Pkw-Produktion auf das niedrigste Niveau seit 45 Jahren gefallen sei. Für 2020 rechnet der VDA mit einem Rückgang der Produktion im Inland um ein Viertel auf 3,5 Millionen Fahrzeuge. Der Export werde voraussichtlich um 27 Prozent schrumpfen. “Die massiv geringere Produktion hat nicht nur für Hersteller, sondern besonders für viele mittelständische Zulieferer schwerwiegende Konsequenzen” sagte Müller und fügte hinzu: Wir müssen davon ausgehen, dass die Beschäftigtenzahl bis zum Jahresende 2020 weiter zurückgeht.” Der Weg aus der Krise werde “lang und steinig”.
Tags: