Staatsanwaltschaft sieht keinen dringenden Verdacht gegen Christian B.

  03 Juli 2020    Gelesen: 702
Staatsanwaltschaft sieht keinen dringenden Verdacht gegen Christian B.

Der Deutsche Christian B. soll die vermisste Madeleine McCann in Portugal verschleppt und getötet haben. Doch die Indizien reichen noch immer nicht für einen Haftbefehl.

Im Vermisstenfall Madeleine McCann sieht die Staatsanwaltschaft Braunschweig keine Handhabe für einen Haftbefehl gegen den Beschuldigten Christian B. Es gebe "derzeit keinen dringenden Tatverdacht", sagte der Erste Staatsanwalt Christian Wolters dem SPIEGEL. Diesen Eindruck hatte bereits der Verteidiger Friedrich Fülscher.

Bei den Ermittlungen gibt es laut Staatsanwaltschaft keinen Zeitdruck. "Wir gehen davon aus, dass Christian B. wegen anderer Delikte mindestens bis Anfang 2021 in Haft bleibt", sagte Wolters. Die Ermittler hatten vor wenigen Tagen erneut öffentlich Zeugen gesucht. Sie gehen davon aus, dass B. das Mädchen im Jahr 2007 in Portugal verschleppt und getötet hat. B. schweigt zu den Vorwürfen.

B. sitzt aktuell in Kiel in Haft
Der Beschuldigte verbüßt zurzeit wegen eines Drogendelikts eine Strafe in Kiel. Am 16. Juli will der Europäische Gerichtshof entscheiden, ob eine weitere Verurteilung wegen einer Vergewaltigung mit dem Gesetz über die internationale Rechtshilfe in Einklang zu bringen ist.

Die Staatsanwaltschaft hatte die Ermittlungen im Fall Madeleine McCann vor einem Monat publik gemacht. Verteidiger Fülscher sagte im SPIEGEL, durch diesen Schritt hätte sie Christian B. "einer Vorverurteilung ausgesetzt". Er stehe "weltweit am Pranger". Auch wenn die Ermittler den Namen nicht genannt hätten, sei B. "leicht anhand der sehr individuellen Informationen" identifizierbar gewesen.

Mehr als 800 Hinweise
Der 43-Jährige ist wegen mehrerer Sexualdelikte vorbestraft. Er lebte bis 2007 überwiegend in Portugal. Die Ermittler teilten jüngst mit, sie hätten nach dem ersten Zeugenaufruf Anfang Juni mehr als 800 Hinweise erhalten.

Madeleine McCann verschwand am 3. Mai 2007 aus einer Ferienanlage in Praia da Luz. Zu "tatrelevanter" Zeit soll B., so die Ermittler, in der Nähe mit dem Handy telefoniert haben. Die Fahnder suchen daher noch immer den Nutzer einer portugiesischen Handynummer.

spiegel


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