Er sagte, wütende Mobs versuchten, die Statuen der US-Gründerväter zu Fall zu bringen. Das „stolze und starke amerikanische Volk“ werde aber nicht erlauben, ihm seine Geschichte und Kultur zu nehmen. Trump sprach von einer „gnadenlosen Kampagne zur Auslöschung unserer Geschichte.“ Unter dem „Banner der sozialen Gerechtigkeit“ werde versucht, sowohl die Gerechtigkeit als auch die Gesellschaft zu zerstören. Aus den USA solle ein Ort der „Unterdrückung, Herrschaft und Ausgrenzung“ gemacht werden. Das werde man nicht zulassen. Die USA seien das gerechteste und außerordentlichste Land, das jemals auf der Erde existiert habe.
Dlf-Korrespondent Thilo Kößler bezeichnet dies als „erschreckende Verschärfung des Tonfalls, die völlig außer Acht lässt, was dieser Gesellschaft in diesen bewegten Zeiten erst bewusst wird“ – nämlich, dass der Rassismus tief verwurzelt sei.
Historiker Friedman: Entschädigungszahlungen an Opfer der Sklaverei nötig
Dies erläuterte der US-amerikanische Historiker Max Friedman im Dlf. Die finanzielle, gesundheitliche und rechtliche Benachteiligung schwarzer Menschen sei Folge des Systems weißer Herrschaft, das sich über die vergangenen 150 Jahre seit dem Ende der Sklaverei weiterentwickelt habe. Denn Gesetze und organisierte Gewalt hätten dafür gesorgt, dass die ehemaligen Sklaven über Generationen als billige Arbeitskräfte arm geblieben seien. Offiziell habe es mit dem Bürgerrechtsgesetz von 1964 ein Ende gegeben, aber auch danach sei es schwarzen Menschen und Familien nicht erlaubt gewesen, Häuser in mehrheitlich weißen Nachbarschaften mit guten Schulen zu kaufen.
Heute besitze die durchschnittliche weiße Familie zehn Mal mehr Vermögen als die durchschnittliche schwarze Familie. Das sei das „Produkt von 150 Jahren gezielter Staatstätigkeit“. Friedman fordert Entschädigungszahlungen für die Opfer der Sklaverei. Alle Amerikaner trügen eine Verantwortung. Der Historiker nannte Deutschland als Beispiel: Nach dem Zweiten Weltkrieg seien Entschädigungszahlungen von allen Steuerzahlern in Deutschland gekommen. Das sei ein „ordentliches Modell“. Ähnliche Maßnahmen seien jetzt für schwarze Mitbürger in den USA nötig.
Am Nationalfeiertag wird an die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten am 4. Juli 1776 erinnert. Trump will im Laufe des Tages auch einer Zeremonie in der Hauptstadt Washington beiwohnen, zu der 7.500 Besucher erwartet werden. In anderen Bundesstaaten wurden Feiern wegen der Corona-Krise abgesagt. In den USA hatten sich in den vergangenen 24 Stunden erneut mehr als 50.000 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Bereits seit Tagen sind die täglichen Ansteckungsraten auf einem derart hohen Niveau.
Kößler: „Trump entgleitet die Situation“
Dlf-Korrespondent Kößler berichtet, dass trotz der Infektionszahlen Trump-Anhänger zwar mit Make-America-Great-Again-Kappen, aber ohne Gesichtsmasken nach Mount Rushmore gereist seien. Sie hätten dicht an dicht gestanden – genau wie Trump und seine Entourage. Das sei Ausdruck der Politisierung der Epidemie durch den Präsidenten. Er verharmlose das Virus noch immer, behauptet, es werde einfach verschwinden. Dabei sei offensichtlich, dass der Trump-Regierung die Situation völlig entgleite. Zahlreiche Bundesstaaten hätten sich dazu entschlossen, die Lockerungen teilweise wieder zurückzunehmen.
„Das alles ist Ausdruck der völligen Ignoranz gegenüber den objektivierbaren Gefahren. Diese Krise ist auch Ausdruck der ideologischen Verblendung der politischen Rechten in diesem Land. Es gibt ein Klima der Wissenschaftsfeindlichkeit. Es gibt ein Klima der Elitenfeindlichkeit. Es gibt ein Klima der Feindseligkeit gegenüber den staatlichen Institutionen, die sich Donald Trump zunutze macht.“ Anthony Fauci, der oberste US-Epidemiologe, habe vermutlich Recht, wenn er sage, dass das Land ein dramatisches Bildungsproblem habe.
deutschlandfunk
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