Wer das Abitur in der Tasche hat, darf zwar studieren, aber nicht jedes Fach und nicht überall. Gibt es mehr Bewerber als Studienplätze, entscheidet oft der Notenschnitt. 40 Prozent der Studiengänge in Deutschland sind mit einem Numerus clausus (NC) belegt, also zulassungsbeschränkt. Das zeigt eine Studie des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE), die an diesem Mittwoch vorgestellt wird.
Dieser Mittelwert von rund 40 Prozent hat sich demnach in den vergangenen Jahren wenig verändert, ist für Studienbewerber aber letztlich zweitrangig. Denn wie groß die Chance ist, das gewünschte Studium an der Lieblings-Uni zu beginnen, hängt stark von den NC-Quoten ab, die das jeweilige Fach oder den Studienort betreffen. Diese Werte schwanken der Studie zufolge erheblich.
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:
Statistisch betrachtet ist die Wahrscheinlichkeit, trotz mäßiger Noten einen Studienplatz zu bekommen, in Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern derzeit am größten. Hier sind nur rund 20 Prozent der Studiengänge zulassungsbeschränkt. Für die allermeisten Fächer können sich Bewerber, die eine Hochschulzugangsberechtigung haben, einfach einschreiben.
Ganz anders in Berlin, Hamburg oder dem Saarland. Hier haben zwei von drei Studiengängen einen NC. In Berlin liegt die Numerus Clausus-Quote bei Ingenieurwissenschaften sogar bei knapp 80 Prozent, ist jedoch insgesamt im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken.
Auffallend im diesjährigen Numerus-Clausus-Check sei die unterschiedliche Entwicklung in den Ländern, schreiben die Studienautoren. Während Bremen und Niedersachsen ihre NC-Quoten um 6,2 und 7,5 Prozentpunkte senken konnten, stieg der Anteil zulassungsbeschränkter Studiengänge im Saarland um rund neun Prozentpunkte an.
Außerdem gibt es innerhalb der einzelnen Bundesländer große Unterschiede. Beispiel Nordrhein-Westfalen: Während an den Universitäten in Köln rund 60 Prozent der Studiengänge zulassungsbeschränkt sind, gilt dies nur für zehn Prozent in Paderborn. Nach Ansicht der Studienautoren liegt darin für Bewerber durchaus eine Chance.
"Es lohnt sich für Studieninteressierte immer, den Blick über den Tellerrand beziehungsweise die Grenze des Bundeslandes zu weiten", sagt Cort-Denis Hachmeister. "Oft gibt es gleichwertige Alternativen ohne Numerus Clausus sogar an benachbarten Hochschulen." So liege etwa in Saarbrücken die NC-Quote bei rund 65 Prozent, in den rund 60 Kilometer entfernten Städten Trier und Kaiserslautern jedoch nur bei 8 Prozent.
Wie hoch die Hürden sind, um an einen Studienplatz zu kommen, hängt zudem stark vom Fach ab. In den Rechts-, Wirtschafts-, Gesellschafts- und Sozialwissenschaften ist bundesweit etwa jeder zweite Studiengang zulassungsbeschränkt. In Mathematik und Naturwissenschaften stehen dagegen fast zwei Drittel der Angebote allen Erstsemestern unabhängig von ihrer Abiturnote offen.
Studiengänge an Universitäten sind im Schnitt seltener mit einem NC belegt als an Fachhochschulen: 37,2 zu 45 Prozent. Bachelor-Studiengänge weisen mit einer NC-Quote von 42 Prozent einen etwas höheren Wert als im Masterbereich mit 38,8 Prozent auf.
Wegen der Corona-Pandemie haben in diesem Jahr mehrere Hochschulen und Einrichtungen ihre Bewerbungsfristen verschoben. Studienbewerber sollen sich auf den jeweiligen Websites der Institutionen informieren. Auch das Wintersemester startet etwas verspätet. Vorlesungsbeginn für Studienanfänger ist in diesem Jahr der 2. November.
spiegel
Tags: