Mars-Missionen werden zum Wettlauf

  13 Juli 2020    Gelesen: 784
  Mars-Missionen werden zum Wettlauf

Bisher sind die USA, Indien, die frühere Sowjetunion und die Europäische Weltraumagentur mit Sonden am Mars im Einsatz. Nun steigen auch die Vereinigten Arabischen Emirate und China mit in das Rennen um den Roten Planeten ein. Indien und Japan bereiten eigene Missionen vor.

Der Name "Al-Amal", zu Deutsch Hoffnung, ist bezeichnend für die Mars-Mission, die die Vereinigten Arabischen Emirate in der Nacht zum Mittwoch starten wollen. Nachdem das Land im Oktober erstmals einen Astronauten ins All geschickt hat, will es nun mit der "Al-Amal"-Sonde den fernen Roten Planeten erforschen. Angesichts der derzeit günstigen Bedingungen soll das nicht der einzige Start einer Mars-Mission im Juli sein: Auch die Weltmächte China und USA haben entsprechende Pläne.

Dabei geht es auch um den Wettlauf, irgendwann einmal Menschen dorthin zu bringen. Die Sonde der Emirate soll am Mittwoch (05.30 Uhr Ortszeit, Dienstag, 22.30 Uhr MESZ) vom japanischen Weltraumbahnhof Tanegashima starten und im Februar eine Umlaufbahn des Mars erreichen. Sie soll ein umfassendes Bild der Mars-Atmosphäre und der meteorologischen Dynamik des Planeten liefern. Außerdem wird die Mission als Vorstufe für ein weitaus ehrgeizigeres Ziel der Emirate präsentiert: Die Errichtung einer Siedlung auf dem Mars bis etwa zum Jahr 2117. Mit "Al-Amal" will das arabische Land in einen exklusiven Club aufgenommen werden: Bisher gelangen nur den USA, Indien, der früheren Sowjetunion und der Europäischen Weltraumagentur (ESA) Missionen mit Mars-Sonden.

Die Emirate stecken immer mehr von ihren Erdöleinnahmen in neue Technologien und konnten auf diese Weise auch ein erfolgreiches Satellitenprogramm starten. "Die Vereinigten Arabischen Emirate haben verstanden, dass die Raumfahrt sehr wichtig für ihre Entwicklung und ihre Dauerhaftigkeit ist", sagte der Leiter ihrer Raumfahrtbehörde, Mohammed al-Ahbabi. "Das ist eine Brücke in die Zukunft." Die 33-jährige Technologieministerin und Ko-Chefin der Mission, Sarah al-Amiri, sagte, es gehe um "eine Botschaft der Hoffnung für die Region".

"Ultimative Grenze"

Doch außer auf "Al-Amal" richten sich die Blicke von Raumfahrt-Experten im Juli auch auf "Tianwen-1" und "Mars 2020". Auch China und die USA wollen davon profitieren, dass die Entfernung zwischen Erde und Mars mit rund 55 Millionen Kilometern derzeit am geringsten ist. So nah kommt der Rote Planet der Erde nur alle 26 Monate. China will seinen kleinen ferngesteuerten Mars-Rover zwischen dem 20. und 25. Juli auf die rund sechsmonatige Reise schicken und damit erstmals den Mars erreichen. Sein Name "Tianwen" bedeutet "Fragen an den Himmel". Das ehrgeizigste Vorhaben verfolgt die US-Weltraumbehörde Nasa. Ihr Rover soll ein ganzes Mars-Jahr, also rund 690 Tage auf Erden, dort verbringen und trägt daher den Namen "Perseverance" - zu Deutsch "Ausdauer". Durch das Sammeln von Gesteins- und Bodenproben im bislang unerforschten Jezero-Krater soll er Rückschlüsse auf Lebensformen ermöglichen, die es womöglich früher auf dem Mars gab. Die Rakete mit dem Rover soll frühestens am 30. Juli von Cape Canaveral aus starten.

Der Mars weckt unter anderem deshalb so viel Interesse, weil vor einigen Jahren nachgewiesen wurde, dass einst Wasser - der Ursprung des Lebens - auf seiner Oberfläche floss. Abgesehen von der Erde sei der Mars "der einzige Planet, bei dem wir Anzeichen früheren Lebens finden konnten", sagt der Astrobiologe der französischen Weltraumbehörde CNES, Michel Viso. "Und je mehr wir darüber lernen, desto mehr Hoffnung gibt es." Bei der Erforschung des Mars habe es den Anschein, "dass gerade etwas Aufregendes passiert und die Menschen wollen ein Teil davon sein."

Die russisch-europäische Mission "ExoMars" wurde allerdings wegen technischer Schwierigkeiten und der Corona-Pandemie von diesem Sommer auf das Jahr 2022 verschoben. Auch Indien bereitet eine weitere Mars-Mission vor, Japan will 2024 eine Sonde zum Mars-Mond Phobos schicken. Das Fernziel seien aber bemannte Missionen zum Roten Planeten, sagt Viso. "Das stellt die 'ultimative Grenze' der Erkundung des Weltraums dar."

Quelle: ntv.de, Dana Moukhallati und Juliette Collen, AFP


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