Chinas Außenhandel trotzt Corona-Krise

  14 Juli 2020    Gelesen: 458
Chinas Außenhandel trotzt Corona-Krise

Die Corona-Pandemie ist für Volkswirtschaften weltweit eine Belastungsprobe. Zumindest in China scheint sich die Konjunktur langsam zu erholen. Zum Erstaunen der Experten legen die Im- und Exporte erstmals wieder zu. Von dem Aufschwung profitiert auch der deutsche Außenhandel.

Trotz der globalen Corona-Krise hat sich Chinas Außenhandel überraschend gut erholt. Exporte und Importe der größten Handelsnation lagen im Juni erstmals wieder im Plus, wie Chinas Zoll in Peking berichtete. Die Ausfuhren in US-Dollar berechnet stiegen um 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Einfuhren wuchsen unerwartet stark um 2,7 Prozent. Eigentlich hatten Experten mit einem starken Minus der Importe wie in den Vormonaten gerechnet.

Der Außenhandel legte im Juni um 1,5 Prozent zu, muss aber in der ersten Jahreshälfte insgesamt noch ein Minus von 6,6 Prozent wegstecken. Nach dem starken Einbruch des Wachstums der zweitgrößten Volkswirtschaft im ersten Quartal um 6,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist Chinas Wirtschaft damit gleichwohl auf gutem Wege, im zweiten Quartal wieder zu wachsen. Chinesische Experten halten sogar ein wirtschaftliches Wachstum von bis zu drei Prozent im zweiten Quartal für möglich. Die australische ANZ-Bank schätzt die Erholung hingegen vorsichtiger auf ein Plus von 1,7 Prozent. Das Statistikamt will die neuen Wachstumszahlen am Donnerstag vorlegen.

Die deutsche Exportindustrie kann daher mit Hoffnung auf einen seiner wichtigsten Einzelmärkte blicken. Der Handel zwischen China und Deutschland legte bereits im Juni in US-Dollar berechnet wieder um 3,9 Prozent zu - angetrieben von einem Zuwachs der chinesischen Exporte um 12,8 Prozent. Chinas Importe aus Deutschland lagen noch um rund drei Prozent im Minus. Insgesamt läuft der Handel der Deutschen mit China aber wieder deutlich besser als für den Rest der Europäer.

Im Dezember 2019 waren die ersten Corona-Fälle in China entdeckt worden. Das bevölkerungsreichste Land der Welt dämmte die Pandemie mit strikten Maßnahmen ein. Es gibt heute kaum noch neue Infektionen, sodass sich das Leben und die Wirtschaftstätigkeiten wieder normalisieren. Der Aufschwung in China wird angetrieben von der heimischen Nachfrage und einer Zunahme der Industrieproduktion und Dienstleistungen.

Lockerung der Geldpolitik unwahrscheinlich

Trotz der anhaltenden Handelsspannungen mit den USA stiegen Chinas Einfuhren US-amerikanischer Waren im Juni um 11,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die chinesischen Ausfuhren in die besonders schwer von dem Virus heimgesuchte größte Volkswirtschaft hingegen legten im Juni nur leicht um 1,4 Prozent zu.

Experten rechnen auch im zweiten Halbjahr in China mit einer Zunahme des Wirtschaftswachstums. "Die wirtschaftliche Erholung sollte nach der jüngsten Wende im zweiten Quartal andauern", sagte Wang Tao, Chef-Ökonom der Schweizer UBS-Bank, der "China Daily". "Die heimische Nachfrage wird sich mit der andauernden Unterstützung durch die Politik und der Normalisierung der wirtschaftlichen Aktivitäten wahrscheinlich verbessern."

Die Erholung macht aber unwahrscheinlich, dass die Regierung in Peking die Wirtschaft noch stärker ankurbeln wird. Wegen des jüngsten Booms an den chinesischen Börsen und dem Anstieg der Immobiliengeschäfte sind die Behörden auch besorgt über wachsende finanzielle Risiken durch eine weitere Lockerung der Geldpolitik. "Ein stärkeres Wachstum im zweiten Quartal wird die Erwartungen am Markt auf eine weitere Lockerung abkühlen", befand eine Analyse der ANZ-Bank. Allerdings sei auch wegen der ungewissen globalen Wirtschaftsaussichten weiter Unterstützung notwendig.

Gerade kleinere Unternehmen und Familien mit niedrigen Einkommen dürften im zweiten Halbjahr weiter leiden, sagte der Chefökonomen der chinesischen Zhongyuan Bank, Wang Jun, der "China Daily". Die Politik müsse die finanzielle Unterstützung für große Projekte und zur Sicherung der grundlegenden Bedürfnisse der Menschen fortsetzen. Die Geldpolitik werde gezielter eingesetzt, um die Finanzierungskosten kleiner Unternehmen zu reduzieren.

Trotz der Besserung müssen sich Chinas Exporteure auch künftig weiter auf schwer kalkulierbare Risiken einstellen. Experten nennen die Ungewissheiten durch die Streitigkeiten zwischen den USA und China im Handel und im Technologiesektor sowie einen möglichen weiteren Rückgang der Weltwirtschaft. Gewarnt wird auch vor einer möglichen neuen Ausbreitung der Corona-Pandemie, wenn sich das Wetter im dritten und vierten Quartal des Jahres abkühlt.

Quelle: ntv.de, jpe/dpa


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