Prostatakrebs ist die am häufigsten diagnostizierte Tumorerkrankung bei Männern in Deutschland. Die Ursachen für die Entstehung sind weitestgehend ungeklärt. Doch Forscher haben nun einen möglichen Zusammenhang zwischen einer Infektion mit Humanen Papillomviren (HPV) und Prostatakrebs entdeckt. James Lawson und Wendy Glenn von der University of New South Wales in Sydney analysierten die Ergebnisse von insgesamt 26 Studien, die seit 1980 zu HPV-Infektionen und Prostatakrebs durchgeführt worden sind. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass Prostatakrebs im direkten Zusammenhang mit einer HPV-Infektion stehen kann. Die Viren können mit hoher Wahrscheinlichkeit diesen Krebs verursachen oder zumindest begünstigen, schreiben die Forscher zu ihren Ergebnissen, die im Fachblatt "Infectious Agents and Cancer" veröffentlicht wurden.
Mehr als 200 verschiedene Typen Humaner Papillomviren sind derzeit bekannt. Die verschiedenen Typen haben auch unterschiedliche Auswirkungen. Die meisten Typen können gut vom Immunsystem bekämpft werden. Sie werden auch als Niedrigrisikotypen bezeichnet. Andere hingegen können Krebserkrankungen verursachen oder stehen unter diesem Verdacht. Sie werden deshalb als Hochrisiko-Variante eingestuft. HPV 16 und HPV 18 gehören dazu.
Mehrere Hinweise auf Zusammenhänge
Die Forscher in Australien fanden heraus, dass 325 Patienten (22,6 Prozent) von insgesamt 1284 Fällen von Prostatakrebs eine nachweisbare HPV-Infektion mit einem Hochrisiko-Typ hatten. In der Kontrollgruppe beziehungsweise den Fällen von gutartigen Prostatatumoren waren es dagegen nur 8,6 Prozent, die mit Hochrisiko-HPV-Typen infiziert waren. Die Forscher fanden die Viren direkt im Prostatagewebe.
Außerdem fanden sie einen Zusammenhang zwischen der Häufigkeit von Gebärmutterhals- und Prostatakrebs. In Ländern, in denen die Sterblichkeit durch Gebärmutterhalskrebs hoch war, war auch die Sterblichkeit durch Prostatakrebs hoch. Die Forscher gehen aufgrund ihrer Ergebnisse und bisheriger Erkenntnisse davon aus, dass HPV-Hochrisiko-Typen die Entartung von Zellen fördern. Wie genau das passiert, ist jedoch noch nicht klar. Denkbar wäre beispielsweise ein durch HPV ausgelöster Entzündungsprozess, der krebshemmende Enzyme außer Kraft setzt.
Rund 80 Prozent aller Frauen und Männer infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit genitalem HPV. Bei den meisten bleibt die Infektion unbemerkt und heilt innerhalb von 6 bis 24 Monaten völlig folgenlos wieder aus. In seltenen Fällen können Hochrisiko-Virentypen jedoch zur Entstehung von Gebärmutterhalskrebs führen, auch wenn manchmal sogar Jahrzehnte zwischen der Infektion und der Tumorerkrankung vergehen. Um Frauen davor zu schützen, werden in Deutschland seit 2007 kostenlose Impfungen gegen HPV für Mädchen angeboten. 2018 dehnte die Ständige Impfkommission ihre Impfempfehlung auch auf Jungen aus. Der deutsche Wissenschaftler Harald zur Hausen wurde für die Entwicklung dieses Impfstoffes 2008 mit dem Nobelpreis für Medizin geehrt.
Quelle: ntv.de
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