US-Krise trifft Exportnation Japan

  20 Juli 2020    Gelesen: 855
US-Krise trifft Exportnation Japan

Die Corona-Katastrophe in den USA bedroht längst nicht nur die weltgrößte Volkswirtschaft. Je länger die Krise dort andauert, desto stärker werden die Schockwellen auch alle Handelspartner erreichen. Die Japaner blicken schon jetzt auf herbe Einbußen.

Die Industrienation Japan, die ebenso wie Deutschland stark auf den Außenhandel ausgerichtet ist, hat wegen des Einbruchs im US-Geschäft infolge der Corona-Pandemie einen neuerlichen Rückschlag erlitten. Die Ausfuhren sanken im Juni bereits den vierten Monat in Folge im zweistelligen Prozentbereich, wie aus den zu Wochenbeginn veröffentlichten Daten hervorgeht.

Die Exporte brachen im Juni im Vergleich zum Vorjahresmonat um 26,2 Prozent ein, teilte das Finanzministerium in Tokio mit. Im Mai hatten die Japaner mit 28,3 Prozent das bisher größte Minus seit der Finanzkrise 2009 verzeichnet. Der aktuelle Einbruch fiel gravierender aus als erwartet: Ökonomen hatten im Schnitt mit einem Rückgang von 24,9 Prozent gerechnet.

Hauptgrund für die anhaltende Misere ist das schwache US-Geschäft: Die Exporte in die von der Pandemie besonders stark betroffene weltgrößte Volkswirtschaft fielen um 46,6 Prozent, wobei die Lieferung von Autos mit 63,3 Prozent besonders stark zurückgingen. Auch andere Exportschlager wie Flugzeugmotoren (minus 56 Prozent) und Fahrzeugteile (minus 58,3 Prozent) waren in den Vereinigten Staaten weit weniger gefragt.

Die Exporte nach China, dem wichtigsten japanischen Handelspartner, gaben dagegen nur um 0,2 Prozent nach. Das Geschäft mit der EU ging um 28,4 Prozent zurück. "Die Exporte werden wahrscheinlich vorerst weiter schwächeln", sagte der Chefökonom am Norinchukin-Forschungsinstituts, Takeshi Minami. Das könnte "zu einem sprunghaften Anstieg der Konkurse und zu Arbeitsplatzverlusten führen", warnte er.

Pandemie belastet weltweite Nachfrage schwer

Hinter dem dramatischen Anstieg der Fallzahlen in den USA zeichnet sich damit auch eine gravierende ökonomische Krise ab, deren Auswirkungen die Weltwirtschaft noch auf Jahre hinaus belasten dürften. Schon jetzt muss sich Japan auf einen Konjunktureinbruch einstellen: Die nach den USA und China drittgrößte Volkswirtschaft der Welt könnte nach Einschätzung von Experten in diesem Jahr um 5,3 Prozent schrumpfen.

Das wäre das größte Minus seit mindestens 1994. Derzeit gehen Volkswirte noch von einem kurzen Tal der Tränen aus. Für 2021 wird bisherigen Prognosen zufolge noch ein Wachstum von 3,3 Prozent erwartet.

Die Coronavirus-Pandemie hat die weltweite Nachfrage stark belastet, wodurch die japanische Wirtschaft bereits im ersten Quartal erstmals seit viereinhalb Jahren in die Rezession gerutscht ist. Die japanische Zentralbank signalisierte nach einer Reihe von Anreizen Zuversicht in die Erholung der Wirtschaft und schloss das Risiko einer Deflation aus. Neben den USA leidet auch eine ganze Reihe an Schwellenländern unter steigenden Fallzahlen, darunter auch bevölkerungsreiche Nationen wie Brasilien oder Indien.

Quelle: ntv.de, mmo/rts


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