Die Pharmaunternehmen Pfizer und Biontech haben mit Großbritannien eine erste Liefervereinbarung für einen Covid-19-Impfstoff getroffen. Dabei wurde vereinbart, dem Land 30 Millionen Dosen des möglichen Impfmittels BNT162 zu liefern. Der Impfstoff befindet sich zurzeit noch in der klinischen Entwicklung, die Vereinbarung steht deshalb unter dem Vorbehalt des Erfolgs der klinischen Studien und der behördlichen Zulassung, wie Pfizer und die Mainzer Biontech mitteilten. Neben der Vereinbarung mit Biontech und Pfizer hat die britische Regierung auch schon mögliche Impfdosen von AstraZeneca und Valneva vorbestellt.
Finanzielle Details der Vereinbarung mit Biontech und Pfizer wurden nicht bekanntgegeben. "Die Vereinbarung unterstreicht unsere gemeinsames Ziel, bis Ende des Jahres Millionen Dosen eines Covid-19-Impfstoffs vor dem Ende des Jahres zu haben", wird Pfizer-Chef Albert Bourla in einer Mitteilung zitiert. Der Mitbegründer von Biontech, Ugur Sahin, sagte demnach, man wolle einen Impfstoff weltweit verfügbar machen.
Das BNT162-Programm von Pfizer und Biontech treibt die Entwicklung von mindestens vier Impfstoffkandidaten voran. Zwei der vier in der klinischen Entwicklung befindlichen Kandidaten (BNT162b1 und BNT162b2) erhielten vor kurzem den so genannten Fast-Track-Status der US-Zulassungsbehörde FDA, also die Möglichkeit einer beschleunigten Zulassung.
Vielversprechende Projekte in Grobritannien und China
Erste Ergebnisse der bisherigen Studien in den USA haben Biontech und Pfizer schon offengelegt und nannten sie "ermutigend", auch mehrere Experten hatten von positiven Ergebnissen gesprochen. Probanden - insgesamt waren es 45 gesunde Menschen im Alter von 18 bis 55 Jahren - hatten Antikörper gegen den Erreger Sars-CoV-2 entwickelt. Unklar ist aber noch, ob diese Antikörper tatsächlich vor einer Infektion schützen. Das sollen Tests mit bis zu 30.000 Probanden zeigen. Nun teilten die Unternehmen mit, noch diesen Monat könnte es mit den weiteren Studien der Phasen IIb und III mit einem Hauptkandidaten für den Impfstoff losgehen.
Rund um den Globus suchen Forscher und Unternehmen fieberhaft nach einem Corona-Impfstoff. Derzeit werden laut Weltgesundheitsorganisation mehr als 20 Mittel in klinischen Studien an Menschen getestet. Bei einigen davon konnte bereits gezeigt werden, dass Probanden nach der Impfung Antikörper gegen Sars-CoV-2 entwickeln.
Unklar ist aber, ob ein Geimpfter dann auch tatsächlich immun gegen eine Infektion mit dem Coronavirus ist. Das wird in sogenannten Phase III-Studien mit Tausenden Probanden untersucht. Bislang an weitesten im Forschungsprozess sind Großbritannien und China. Die Universität Oxford hat zusammen mit dem Pharmakonzern AstraZeneca bereits eine Phase-III-Studie begonnen, die chinesische Firma Sinovac steht kurz davor. Von dem möglichen Impfstoff aus Oxford bestellte die britische Regierung bereits 100 Millionen Dosen vor. Durch die Vereinbarung mit Biontech und Pfizer sowie Valneva habe man die Option auf weitere 90 Millionen Dosen, erklärte der britische Wirtschaftsminister Alok Sharma.
Auch Tests in Deutschland
Die Partnerschaft von Biontech und Pfizer in den USA und anderen internationalen Unternehmen wie der chinesischen Shanghai Fosun Pharmaceutical soll es ermöglichen, schnell eine große Menge an Impfstoffdosen für den globalen Markt herzustellen. Biontech testet potenzielle Impfstoffe auch in Deutschland. Es hatte hierzulande als erstes Unternehmen die Genehmigung des Paul-Ehrlich-Instituts bekommen.
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Wenn die aktuellen Studien erfolgreich verlaufen, gehen die beiden Unternehmen davon aus, bereits im Oktober 2020 eine bedingte Markterlaubnis (Conditional Marketing Authorization) oder eine andere Form der behördlichen Genehmigung beantragen zu können. Abhängig von der in klinischen Studien ermittelten endgültigen Dosishöhe gehen sie davon aus, weltweit bis Ende 2020 bis zu 100 Millionen Dosen und bis Ende 2021 möglicherweise mehr als 1,3 Milliarden Dosen herstellen zu können.
Es gebe auch Überlegungen, die Wirkstoffe dem Impfbündnis Covax zur Verfügung zu stellen. Dabei handelt es sich um "einen Mechanismus" unter dem Dach der WHO, bei dem sich zahlreiche Länder zusammengetan haben. Auf diese Weise könnte der aussichtsreichste Impfstoff "schnell und fair", wie es auf der WHO-Website heißt, allen Ländern zu Gute kommen.
Quelle: ntv.de, vpe/DJ/dpa/AFP
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