Die Nase spielt bei einer Sars-CoV-2-Infektion gleich mehrfach eine bedeutende Rolle. Sie gilt als Haupteintrittspforte für das Virus und wird gleichzeitig in ihrer Funktion als Riechorgan angegriffen. Bei rund 85 Prozent der Covid-19-Patienten kommt es zu einer Riechstörung, die von vermindertem Geruchsvermögen bis zum kompletten Riechverlust, der Anosmie, reichen. Außerdem gibt es viele Berichte über Fehlwahrnehmungen von Gerüchen. In vielen Fällen hält die Anosmie auch noch an, wenn alle anderen Symptome schon wieder verschwunden sind. Doch oftmals kehrt der Geruchssinn nach einigen Wochen vollständig wieder zurück.
Wie diese Störungen zustande kommen, haben Forscher der Harvard Medical School in Boston untersucht. Das Team um Sandeep Datta konnte klären, wie die Riechstörungen durch die Sars-CoV-2-Infektion entstehen. Dafür nutzten sie das Wissen, dass das Virus zuerst an den sogenannten ACE2-Rezeptor andockt und dann mithilfe eines bestimmten Proteins in die Zelle eindringt. Bei der Analyse von DNA-Daten sahen die Forscher, dass direkt in den Riechzellen weder der ACE-Rezeptor noch das bestimmte Protein aktiviert wurden. Das ist ein Hinweis darauf, dass das Coronavirus gar nicht direkt die Riechzellen befällt.
Drei verschiedene Zelltypen
Die Forscher vermuten aufgrund ihrer Ergebnisse, dass Sars-CoV-2 nach Eintritt in die Nasenschleimhaut die sogenannten Stützzellen der Riechschleimhaut befällt. In dieser Schleimhaut, die auch als Riechepithel bezeichnet wird, befinden sich drei verschiedene Zelltypen, die das Riechen ermöglichen: Dabei handelt es sich um Stütz-, Riech- und Basalzellen. Die Stütz- umschließen die Riechzellen und versorgen diese wahrscheinlich mit Nährstoffen. Die Basalzellen dienen vor allem der Regeneration des Riechepithels nach einer Beschädigung. In beiden Zellen konnte genetisches Material ausgemacht werden, das auf Aktivitäten der beiden Proteine, die mit einer Sars-CoV-2-Infektion in Verbindung stehen, hinweist.
Ihre Ergebnisse, die bei "Science Adcances" veröffentlicht wurden, konnten die Forscher in Versuchen mit Mäusen stützen. Das Team geht, vereinfacht dargestellt, deshalb davon aus, dass CoV-2 die Stützzellen im Riechepithel angreift und zerstört und so die Geruchsstörungen ausgelöst werden. Die Stützzellen werden dann mithilfe der Basalzellen wieder neu gebildet. Damit kehrt der Geruchssinn bei den Betroffenen allmählich wieder zurück. Die Harvard Medical School berichtet in einer Mitteilung über die Ergebnisse ihrer Forscher.
Quelle: ntv.de, jaz
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