Im Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach könnte nach Polizeiangaben zu Zehntausenden Verdächtigen führen. Für die Ermittler ist dieser Fall größer als viele andere zuvor. "Die Selbstverständlichkeit, wie in diesen netzbezogenen Kommunikationsforen über Kinderpornografie und Missbrauch gesprochen wird, lässt erahnen, dass aufgrund des ständigen darüber Sprechens viele Beteiligte ihr Verhalten als normale sexuelle Präferenz empfinden", sagte Markus Hartmann, Leiter der Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime NRW (ZAC NRW).
"Und das ist meines Erachtens eine neue Dimension", sagte der Oberstaatsanwalt. Es gebe eine "gegenseitige Bestärkung, dass das ein akzeptables Verhalten ist".
Der Missbrauchskomplex, der im Oktober 2019 mit einer ersten Durchsuchung bei einem Verdächtigen in Bergisch Gladbach bei Köln ins Rollen gekommen war, erstreckt sich mittlerweile auf alle Bundesländer. Polizisten stießen nach eigenen Angaben im Internet auf Spuren, die zu potenziell mehr als 30.000 Verdächtigen führen könnten.
Ermittler: Werden nur Bruchteil der Täter schnappen
Ein großer Teil der Ermittlungen spielt sich im Netz ab. In Gruppenchats mit Tausenden Nutzern und in Messengerdiensten gingen die mutmaßlichen Täter wie selbstverständlich mit dem Missbrauch von Kindern um. Da sie sich hinter Pseudonymen verbergen, ist ihre Identifizierung aber schwierig. Dabei soll die ZAC NRW helfen.
Oberstaatsanwalt Hartmann hatte dem SPIEGEL in der vergangenen Woche gesagt, dass er davon ausgeht, dass die Ermittler vermutlich höchstens drei Prozent der Tatverdächtigen dingfest machen werden. Er sagte: "Angesichts der zahlreichen technischen und rechtlichen Hemmnisse wäre es ein Erfolg, wenn wir am Ende eine dreistellige Zahl von Personen hätten, die wir als Tatverdächtige identifizieren und strafrechtlich verfolgen können."
Am kommenden Montag, den 10. August, soll der Prozess gegen den 43 Jahre alten Verdächtigen aus Bergisch Gladbach beginnen.
spiegel
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