Dreckluft setzt Honigbienen hart zu

  11 Auqust 2020    Gelesen: 561
  Dreckluft setzt Honigbienen hart zu

Indien ist einer der wichtigsten Obst- und Gemüseproduzenten der Welt, zugleich sind dort neun der zehn am stärksten verschmutzten Städte der Welt. Die Luftbelastung schadet Insekten sehr - das zeigt sich unter anderem an einer höheren Sterberate bei Bienen, zudem sinkt die Zahl der Blütenbesuche.

Luftverschmutzung schädigt nicht nur die Gesundheit des Menschen, sondern auch die von Bienen und anderen Insekten. Einer Studie aus Indien zufolge verringern mittlere und hohe Feinstaubkonzentrationen bei Riesenhonigbienen (Apis dorsata) die Zahl der Blütenbesuche. Sie beeinträchtigen darüber hinaus etliche Körperfunktionen und steigern die Sterberate, wie die Forscher in den "Proceedings" der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften ("PNAS") berichten. Versuche an Fruchtfliegen (Drosophila melanogaster) bestätigten die Beobachtungen und deuten darauf hin, dass sie auch für andere Insekten gelten.

Indien bietet sich für solche Untersuchungen an, denn das Land ist einer der wichtigsten Obst- und Gemüseproduzenten der Welt, gleichzeitig verortete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Jahr 2019 dort neun der zehn weltweit am stärksten verschmutzten Städte.

Drei Jahre lang Hunderte Riesenhonigbienen untersucht

Das Team um Geetha Thimmegowda und Shannon Olsson vom National Centre for Biological Sciences in Bangalore untersuchte drei Jahre lang mehr als 1800 Riesenhonigbienen an vier unterschiedlich stark belasteten Orten der 13-Millionen-Einwohner-Metropole. Diese Bienenart lebt auch in Städten, produziert mehr als 80 Prozent des indischen Honigs und bestäubt mindestens rund 700 verschiedene Pflanzen. "Zusammen mit ihrer landwirtschaftlichen und ökologischen Bedeutung macht sie ihr häufiges Auftreten in Städten zu einer hervorragenden Art, um den Einfluss städtischer Luftverschmutzung auf ihre Funktionen im Ökosystem zu untersuchen", schreiben die Forscher.

Das Team konzentrierte sich auf vier unterschiedlich stark mit Feinstaub belastete, aber sonst vergleichbare Orte. Die gering belasteten Areale hatten mittlere Konzentrationen von Feinstaub einer Korngröße unter 10 Mikrometern von 28 und 34 Mikrogramm pro Kubikmeter. Am mäßig belasteten Ort waren es 46 Mikrogramm und am stark belasteten 99 Mikrogramm. Der Grenzwert liegt in Indien bei 60 Mikrogramm pro Kubikmeter.

Stärker mit Feinstaub und Metallen belastet

An den jeweiligen Arealen sammelten die Forscher die Hornissen-großen Bienen stets morgens an den Blüten von Gelben Trompetenblumen (Tecoma stans), die ganzjährig blühen und von Riesenhonigbienen bestäubt werden. An den mäßig und stark belasteten Orten registrierten die Forscher weniger Blütenbesuche durch Bienen. Zudem starben die dort eingesammelten Bienen deutlich schneller als die Tiere aus Gegenden mit besserer Luftqualität - mehr als 80 Prozent von ihnen starben trotz Fütterung binnen 24 Stunden.

Untersuchungen von Beinen, Flügeln und Antennen belegten, dass die dort gesammelten Tiere tatsächlich wesentlich stärker mit Feinstaub belastet waren. Zudem wiesen sie mehr Metalle wie etwa Arsen, Blei, Wolfram und Aluminium auf. "Das lieferte den ersten direkten Beleg dafür, dass erhöhte Feinstaub-Werte an unseren Versuchsorten auch mit einem erhöhten Kontakt mit Giftstoffen verbunden ist", betonen die Forscher. Unterschiede fanden sie zudem unter anderem bezüglich der Atmung, der Zahl der Blutzellen, der Immunreaktionen sowie in der Aktivität etlicher Gene, die etwa an Stoffwechsel oder Immunsystem beteiligt sind.

Bestätigung durch Versuch an Fruchtfliegen

Die Aufzucht von Fruchtfliegen an den jeweiligen Versuchsorten bestätigten die meisten schädlichen Auswirkungen der Luftbelastung. Daher gehen die Forscher davon aus, dass die gefundenen Probleme tatsächlich auf die schlechte Luft zurückgehen und nicht nur Bienen betreffen, sondern auch andere Insekten. Sie betonen, dass die Effekte schon bei der mäßigen Feinstaubbelastung von etwa 50 Mikrogramm pro Kubikmeter auftraten.

Die Forscher mahnen daher dringend an, die Auswirkungen von Feinstaub sowohl auf die Gesundheit des Menschen als auch auf die von verschiedenen Tieren eingehender zu untersuchen.

Quelle: ntv.de, Walter Willems, dpa


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