Der Grünen-Politiker Jürgen Trittin sieht durch die Corona-Politik neue Schnittmengen mit CDU und CSU für ein mögliches schwarz-grünes Bündnis nach der nächsten Bundestagswahl. Die CDU habe angesichts der Pandemie "eine ideologische Grundposition über Bord geworfen, an der sie noch 2013 die Sondierungen mit den Grünen scheitern ließ", sagte der zum linken Parteiflügel der Grünen gehörende frühere Bundesumweltminister dem "Tagesspiegel".
Damals habe die CDU darauf bestanden, in der europäischen Krise weiter auf Austerität und Sparpolitik zu setzen. Nun habe Corona "erzwungen, das Dogma der Schwarzen Null abzuräumen", sagte Trittin. "Das macht Verhandlungen nach der Bundestagswahl etwas leichter." Zugleich betonte er, dass es mit der SPD größere Schnittmengen gebe und die Option eines Linksbündnis ebenfalls bestehe. "Wenn es solche Mehrheiten gäbe, wäre das Abo der Union aufs Kanzleramt beendet", sagte der Ex-Umweltminister.
Trittin zeigte sich aber verwundert über nach der Nominierung von Olaf Scholz zum SPD-Kanzlerkandidaten aus den Reihen der Sozialdemokraten erhobene Forderungen, die Grünen sollten einer schwarz-grünen Koalition eine Absage erteilen. Er finde es "lustig, wenn Sozialdemokraten uns warnen, mit dem 'Klassenfeind zu kollaborieren'", sagte er. Die SPD regiere in der dritten großen Koalition mit der Union, also mehr als ein Jahrzehnt. Und in Brandenburg habe die SPD lieber die CDU ins Boot geholt und die Linke aus der Regierung gejagt, fügte Trittin hinzu."Da sollten sie jetzt mal die Füße still halten."
Irritiert zeigte sich Trittin auch über SPD-Chefin Saskia Esken, die gesagt hatte, dass sich die SPD ein Linksbündnis mit grünem Kanzler vorstellen könne, falls die Grünen bei der Bundestagswahl vor der SPD landen sollten. "Ein gesundes sozialdemokratisches Selbstbewusstsein hätte es Frau Esken eigentlich verboten, über diese Frage zu spekulieren", urteilte Trittin.
Quelle: ntv.de, can/AFP
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