"Artemis Fowl", Disney+
Zeitbudget: 95 Minuten
für Fans von: "Harry Potter", "Percy Jackson"
Eigentlich war die Adaption der gleichnamigen Romanserie von Eoin Colfer als großer Kinofilm gedacht, Regisseur Kenneth Branagh (lesen Sie hier ein Interview mit ihm) stand angeblich ein Budget von über 100 Millionen Dollar zur Verfügung. Doch nach einer Verschiebung des Starttermins wegen der Corona-Pandemie entschloss sich Disney, das Fantasy-Spektakel gleich auf seinem Streamingdienst herauszubringen. Man könnte auch von Schadensbegrenzung reden. "Artemis Fowl" ist eine Bauruine. Von der vermutlich erhofften epischen Größe ist nur ein gut 90 Minuten langes Gewimmel oft nervtötender Figuren geblieben.
Angefangen mit dem Titelhelden, einem zwölfjährigen Jungen (gespielt von Ferdia Shaw), der uns als die größte Intelligenzbestie aller Zeiten vorgestellt wird, den man aber wegen seiner naseweisen Arroganz schon nach wenigen Minuten zusammenstauchen möchte. Stattdessen muss man mit ihm durch eine groteske Handlung hecheln, die zwischen der malerischen Küstenlandschaft Irlands und einer quietschbunten Fabelwelt nervös hin- und herspringt. An die Stelle der Dramaturgie tritt eine Mischmaschine, die zusammenrührt, was nicht zusammengehört: hier ein paar lustige Zwerge, dort etwas Coolness wie in "Men in Black" oder ein bisschen James-Bond-Feeling, wenn Judi Dench als strenge Oberelfe auf einmal so wirkt wie M mit sehr langen Ohren. Der Erzähler dieses Films ist der Zwerg Mulch Diggums, der, wie er gern betont, viel zu groß geraten ist. Dieser Film ist ein Riese, der viel zu klein geraten ist. Lars-Olav Beier
spiegel
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