Türkische Anwälte bangen um das Leben ihrer Kollegen

  22 Auqust 2020    Gelesen: 428
Türkische Anwälte bangen um das Leben ihrer Kollegen

Die türkischen Anwälte Ebru Timtik and Aytac Ünsal wurden als "Terroristen" verurteilt, seit 200 Tagen protestieren sie dagegen mit einem Hungerstreik. Jetzt sei ihr Leben in "sehr ernster Gefahr", warnen Kollegen.

In der Türkei haben mehrere Zusammenschlüsse von Juristen die Freilassung von zwei Menschenrechtsanwälten gefordert, die im Hungerstreik sind. "Nach 200 Tagen Hungerstreik machen wir uns große Sorgen um Ebru Timtik and Aytac Ünsal", sagte Irma van den Berg von der Organisation "Anwälte für Anwälte". Sie forderte die Türkei auf, die Anwälte freizulassen und der Forderung nach einem fairen Verfahren nachzukommen.

Die Anwältin Timtik und ihr Kollege Ünsal sind bereits seit Februar dieses Jahres im Hungerstreik. Die beiden gehören nach Angaben von Unterstützern zu insgesamt 18 Anwälten in der Türkei, die wegen angeblicher Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation zu langen Haftstrafen verurteilt wurden. Alle seien in Vereinigungen engagiert, die häufig Oppositionelle vertreten, hieß es.

Der Präsident der Anwaltskammer Istanbul, Mehmet Durakoglu, sagte, Timtik sei bereits in einem "kritischen Zustand". Auch Ünsals Leben sei "in sehr ernster Gefahr". Durakoglu fordert "alle Befugten" auf, den Fall so schnell wie möglich abzuschließen. Auch sein Kollege aus Ankara, Erinc Sagkan, appellierte an die Behörden, schnell zu handeln, bevor aus einem "Rechtsmord" ein tatsächlicher Mord werde.

Anwaltskammer kritisiert "Foltermethoden"
Timtik und Ünsal werden wegen ihres Gesundheitszustandes derzeit in Istanbuler Krankenhäusern behandelt. Der Präsident der Anwaltskammer von Izmir, Özkan Yücel, sagte, dort habe sich ihr Zustand sogar noch verschlechtert, weil "Foltermethoden" wie Dauerbeleuchtung angewendet würden.

Im April und im Mai 2020 waren zwei Mitglieder der linken Folk-Band Grup Yorum, Ibrahim Gökcek und Helin Bölek, nach langen Hungerstreiks gestorben. Mit der Aktion hatten sie unter anderem gegen Repressionen wie Razzien und ein Konzertverbot protestiert.

spiegel


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