Neuer FIFA-Präsident verspricht Reformen statt Revolution

  29 Februar 2016    Gelesen: 1098
Neuer FIFA-Präsident verspricht Reformen statt Revolution
Der Weltfußball hat ab sofort einen neuen Boss, schreibt die Zeitung „Wedomosti“ am Montag. Am vergangenen Freitag hat ein außerordentlicher Kongress des Weltfußballverbandes FIFA Gianni Infantino zum neuen Präsidenten gewählt. Der 45-jährige Schweizer erhielt 115 Stimmen, wobei 104 Stimmen für die Wahl erforderlich waren.
Die Fußball-Bürokraten brauchten offenbar einen Chef, der keine Revolution auslösen würde, so dass sie gute Chancen haben, ihre Posten weiter zu bekleiden: Infantino arbeitet seit 2000 bei der FIFA und war seit 2009 ihr Generalsekretär.
„Es war eine Person nötig, die sich im Fußball auskennt. Und Infantino ist schon sehr lange und erfolgreich im Fußball aktiv“, sagte der Präsident des Russischen Fußballverbandes und Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees, Vitali Mutko, in einem Fernsehinterview.
Der bekannte englische Fußballer Gary Lineker äußerte sich zu den Wahlergebnissen wie folgt: „Es kommt der merkwürdige Eindruck auf, dass Infantino jetzt gleich die Maske fallen lässt und sich auf einmal als Sepp Blatter erweist.“
In seinem Wahlprogramm hatte Infantino elf Punkte hervorgehoben. Unter anderem sollte ihm zufolge das aus 24 Personen bestehende FIFA-Exekutivkomitee durch den FIFA-Rat mit 33 Mitgliedern ersetzt werden. Dieses Gremium sollte keine Exekutivfunktionen außer der Ernennung des FIFA-Generalsekretärs haben. Für das alltägliche Geschäft sollten der Generalsekretär und sein Apparat zuständig sein.
Der FIFA-Präsident und die Mitglieder des FIFA-Rates sollten höchstens zwölf Jahre (drei Mal je vier Jahre) ihre Posten bekleiden dürfen. (Sepp Blatter war bis zu seinem skandalösen Rücktritt im vorigen Jahr 17 Jahre im Amt gewesen, dessen Vorgänger Joao Havelange 24 Jahre.)
Darüber hinaus sollten die potenziellen WM-Gastgeberländer nicht von den Mitgliedern des FIFA-Exekutivkomitees (wie bisher), sondern von Vertretern aller 209 Mitgliedsländer des Weltverbandes bestimmt werden. Die Weltmeisterschaften 2018 und 2022 sollten Infantino zufolge wie geplant in Russland und Katar ausgetragen werden.
Einige Ideen des Schweizers hat der FIFA-Kongress sofort befürwortet (Infantino hatte gleich mehrere Punkte in sein Wahlprogramm aufgenommen, die der FIFA-Ausschuss für Reformen initiiert hatte). Unter anderem geht es um die Bildung des FIFA-Rates, die Beschränkung der Amtszeit des FIFA-Präsidenten und der Mitglieder des FIFA-Rates und die Offenlegung der Gehälter der Fußball-Funktionäre.
Wie geht es jetzt aber weiter? Jacques Rogge hatte nach seiner Wahl zum Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) 2001 – ebenfalls im Kontext mehrerer Korruptionsskandale – etwa zehn Prozent aller IOC-Mitglieder entlassen bzw. zum Rücktritt gezwungen, die Verwaltungsstruktur modernisiert und das IOC transparenter gemacht. Wie groß Infantinos Reformierungselan ist, wird sich in den kommenden drei Jahren zeigen.

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