Mercedes setzt wieder darauf, als reine Luxusmarke wahrgenommen zu werden. Fast schon störend wirkt da die A-Klasse. Hatte die in den vergangenen Jahren, was Innovationen betrifft, sogar dem Luxusdampfer S-Klasse in einigen Punkten den Rang abgelaufen, soll sich das nun wieder ändern. Herrscher der Innovationen und Benchmark ist jetzt die neue Mercedes-Benz S-Klasse. "Die neue S-Klasse lässt sich mit allen Sinnen - Sehen, Fühlen, Hören und Riechen - erfahren und bietet zugleich eine Vielzahl von Innovationen." So kündigt Daimler sein neues Flaggschiff an.
Doch was bedeutet das? Nun, unter anderem geht im Luxusliner die zweite Generation von MBUX (Mercedes-Benz-User-Experience) an den Start. Dazu gehören nicht nur fünf Bildschirme, die sich im Auto verteilen, sondern auch ein neues 3D-Fahrer-Display. Das ermöglicht nach einem entsprechenden Tastendruck erstmals ein räumliches Sehen mit Tiefenwirkung durch sogenanntes "Eye-Tracking". Auch die Augmented-Reality-Funktion hat eine Erweiterung erfahren. Die ist jetzt in das riesige Head-up-Display eingebunden und zeigt mit animierten Abbiegepfeilen, die passgenau auf die Fahrbahn projiziert werden, die Richtung an.
Zeig ihr, was du willst
Auch bei der Interpretation von gestischen Bewegungen soll das System Fortschritte gemacht haben. Es interpretiert die Kopfrichtung ebenso wie Handbewegungen oder Körpersprache und setzt sie in entsprechende Fahrzeugfunktionen um. Blickt der Fahrer zum Beispiel über die Schulter nach hinten in Richtung Heckscheibe, öffnet das System das Sonnenrollo automatisch. Fragt sich, ob es einer solchen Funktion bedarf, wo sich die S-Klasse ohnehin per Parkassistent in die Lücken schiebt und mit einer Rückfahrkamera das Geschehen hinter dem Auto auf den Zentralmonitor projiziert.
Nun gut, der Nutzen dieser Funktion wird sich in der Praxis erweisen. So auch die aktive Ambientebeleuchtung, die mit knapp 250 LED-Lämpchen in die Fahrasssitenzsysteme eingebunden ist. Damit kann sie Warnungen, die sonst nur auf Display und Head-up-Display visualisiert werden, noch deutlicher machen. Zum Beispiel eine vorausschauende Anpassung an ein Tempolimit. Nun sind das alles Funktionen, die das Fahren einer S-Klasse vereinfachen. Aber wir wissen, die meistverkaufte Luxuslimousine der Welt wird in der Regel von Leuten gekauft, die sich fahren lassen, die die Zeit von A nach B damit verbringen, sich zu entspannen oder zu arbeiten. Was hat sich für die in der zweiten Reihe geändert?
Refugium zwischen Arbeit und Zuhause
Mercedes selbst sagt, dass sich der "Innenraum zu einem Refugium zwischen Zuhause und Arbeitsplatz entwickelt hat". Und so hat die neue S-Klasse in vielen Belangen zugelegt: mehr Kniefreiheit, mehr Ellbogenfreiheit und mehr Kopffreiheit. Nach Interpretation der Stuttgarter ist in der neuen S-Klasse für die Reisenden eine "Harmonie zwischen digitalem und analogem Luxus" entstanden. Während Erstgenanntes schon besprochen wurde, lohnt es, einen Blick auf die Polster zu werfen. Fünf verschiedene Fondsitzvarianten stehen zur Verfügung und sollen den Wechsel aus Arbeits- und Ruheplatz noch deutlicher machen. Neu ist auch ein beheizbares Zusatzkissen für die Kopfstützen der elektrisch verstellbaren Fondsitze.
Apropos. Mit der neuen Energizing-Komfortsteuerung wurden auch die Massagesitze weiterentwickelt. Die walken jetzt die verspannten Muskeln nicht mehr nur mit Vibrationsmotoren im Sitzkissen durch, sondern übertragen auch Schallwellen. So werden zum Beispiel die tiefen Töne aus der Soundanlage zu einem körperlichen Erlebnis. Mercedes spricht von einer weiteren Ergänzung des dreidimensionalen Hörens und sieht hier den 4D-Sound. Der soll, so die Stuttgarter, von der "Klangschalen-Massage inspiriert" sein. Dazu wurden auf jedem Sitzplatz zwei "Körperschallwandler" in die Rückenlehnen integriert.
LED-Licht im Spiegel
Nachdem wir uns dem Innenraum so akribisch zugewandt haben, wird es Zeit, einen Blick auf das Äußere der neuen S-Klasse zu werfen, denn den Insassen geht es natürlich nicht nur um den Komfort auf allen Plätzen, sondern auch um einen repräsentativen Auftritt nach außen. Dazu gehört ein Status-prägender Kühlergrill ebenso wie Scheinwerfer, die mit ihrem typischen Dreipunkt-Tagfahrlicht, das jetzt aus kleineren und flacheren Augen strahlt, Vorausfahrenden signalisiert, was da hinter ihnen anrollt.
Edel auch die sich auf Wunsch im Blech versenkenden Türgriffe. Das reduziert die Linien in der Seitenansicht noch einmal und schafft einmal mehr eine weite Fläche. Am Heck fallen die Rückleuchten mit ihrer hohen Detailtiefe auf. Apropos Licht. Wer will, kann sich für die neue S-Klasse als Sonderausstattung das "Digital-Licht" ordern. In jedem Scheinwerfer sind 1,3 Millionen Mikrospiegel, die das LED-Licht brechen und richten. Das ermöglicht nach Angaben von Mercedes eine punktgenaue Lichtverteilung. Der Fernlichtassistent ist beim Ausblenden von Gegenverkehr oder Verkehrsschildern somit über 100 Mal genauer als das 84-Pixel-Licht, das sonst verwendet wird.
Nicht ganz so innovativ geht es bei den Triebwerken zu, die Mercedes für die neue S-Klasse ins Spiel bringt. Da sind zum Marktstart die bekannten Reihensechszylinder als Benziner und Diesel in Leistungsstufen von 330 bis 435 PS am Start. Ein V8 mit integriertem Starter-Generator und 48-Volt-Bordnetz folgt. Im kommenden Jahr wird die Antriebspalette dann auch von einem Plug-in-Hybrid ergänzt, der 100 Kilometer rein elektrisch fahren soll.
Quelle: ntv.de
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