Der Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten, Joe Biden, hat Präsident Donald Trump ein "beinahe kriminelles" Verhalten in der Corona-Krise vorgeworfen. Hintergrund ist die Behauptung des Republikaners, er habe das Coronavirus-Risiko bewusst heruntergespielt. Biden sagte dem Sender CNN in einem vorab in Auszügen veröffentlichten Interview, Trumps Verhalten sei "abscheulich".
Während der Präsident um die wahre Gefahr durch das Virus gewusst habe, habe er selbst keine Maske aufgesetzt. "Es ist beinahe kriminell." Biden sagte mit Blick auf Trumps Verhalten: "Es ging darum, sicherzustellen, dass der Aktienmarkt nicht heruntergeht, dass seine reichen Freunde kein Geld verlieren." Belege dafür legte Biden nicht vor. Weiter sagte er, Trump habe vor dem Virus kapituliert. "Er hat überhaupt nichts getan." Das Verhalten des Präsidenten sei der Grund, "warum wir kein Vertrauen in seine Führung haben".
Trump verteidigte sein Verhalten am Mittwochabend im Sender Fox News erneut damit, dass er keine Panik habe verbreiten wollen. "Ich bin ein Cheerleader für dieses Land, und ich will keine Panik sehen", sagte der Präsident. Er betonte, er habe frühzeitig einen Einreisestopp für Reisende aus China und der EU erlassen, der etliche Menschenleben gerettet habe. Trump lobte das Krisenmanagement seiner Regierung. "Wir haben unglaubliche Arbeit geleistet."
Trumps umstrittene Äußerungen waren am Mittwoch in Mitschnitten aus Interviews mit dem Star-Journalisten Bob Woodward öffentlich geworden. In einem Mitschnitt vom 19. März ist zu hören, wie Trump über die Coronavirus-Situation sagt: "Ich wollte es immer herunterspielen. Ich spiele es auch immer noch gern herunter, weil ich keine Panik erzeugen will." In einem Gespräch am 7. Februar sagte Trump den Aufnahmen zufolge über das Virus: "Das ist tödliches Zeug." Die Krankheit sei auch "tödlicher" als eine schwere Grippe, die pro Jahr 25.000 bis 30.000 Amerikaner das Leben koste. Inzwischen hat die Zahl der Corona-Toten in den USA mit Stand vom Mittwoch die Marke von 190.000 überstiegen.
Für sein neues Buch "Rage" (etwa: Wut) führte Woodward nach eigenen Angaben 18 Interviews mit Trump. Der Republikaner bewirbt sich am 3. November um eine zweite Amtszeit und tritt bei der Wahl gegen den ehemaligen Vizepräsidenten Biden an.
Quelle: ntv.de, vmi/dpa
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