So ist Ernährung gut für die Zähne

  20 September 2020    Gelesen: 776
  So ist Ernährung gut für die Zähne

Regelmäßig Zähne putzen ist gut, reicht aber noch nicht. Denn auch die gewissenhaftesten Putzer erhöhen ihr Kariesrisiko, wenn sie sich nicht richtig ernähren. Ein Zahnmediziner sagt, wie es besser geht - und welches Gemüse die Zähne sogar säubert.

Wer immer gut seine Zähne putzt, darf alles essen? Schön wäre es, aber so einfach ist es leider nicht. Denn egal wie gut man schrubbt oder bürstet: Es nützt alles nichts, wenn man ständig das Falsche isst oder trinkt.

"Karies ist eine ernährungsabhängige Erkrankung", sagt der Zahnmediziner Stefan Zimmer. "Und sie entsteht vor allem dadurch, dass wir uns zu ungesund - das heißt, mit zu vielen niedermolekularen Kohlenhydraten, also Zucker - ernähren." Zimmer ist Professor für Zahnerhaltung und Präventive Zahnmedizin an der Uni Witten/Herdecke.

Zusammenspiel von Zahnbelägen und Zucker

Es ist ein Zusammenspiel von Zahnbelägen und Zucker, das Karies entstehen lässt. Denn die Bakterien auf den Zahnbelägen "warten" auf Zucker. Daraus produzieren sie Säuren und diese entkalken die Zähne - Karies ist irgendwann die Folge dieser Prozesse.

Wer keine Zahnbeläge hat, muss auch den Zucker nicht fürchten. Nur schafft man es nie, sie aus allen Ecken, Nischen und Zwischenräumen zu entfernen. Oder wie Zimmer sagt: "Zähne sind nicht so leicht zu reinigen wie ein Rotweinglas." Beim Zähneputzen arbeite man an einer komplexen Struktur in einem kleinen, dunklen Raum. "Perfekt sauber, also frei von allen Belägen, kriegt man sie nicht. Da kann man so lange putzen, wie man will."

Was isst man - und wann?

Also tut man gut daran, den Belägen mit seiner Ernährung nicht die nötige Munition zu liefern. Dabei kommt es nicht nur darauf an, was man isst, sondern auch wann - und wie. Die Tipps im Überblick:

Pausen zwischen den Speisen

Im Mundraum laufen komplexe Prozesse ab. Dort sind - wie oben beschrieben - bakterielle Beläge am Werk, die aus Zucker Säuren produzieren. Dann fällt der pH-Wert unter eine kritische Marke - und die Zähne entkalken. "Es dauert ungefähr eine Dreiviertelstunde, bis der pH-Wert wieder den Wert überschreitet", erklärt Zimmer. "In der Zeit ist der Zahn angreifbar."

Die gute Nachricht: Der Körper regelt das selbst, wenn man ihm Zeit lässt. Das bedeutet: zwischen den Mahlzeiten mehrere Stunden Pause machen und nicht zwischendurch wieder irgendetwas naschen oder etwas Süßes oder Saures trinken. "Dann wird durch den Speichel der pH-Wert im Mund wieder normalisiert und der Zahn durch das Kalzium im Speichel wieder mineralisiert", so Zimmer. Ein zuckerfreier Kaugummi hilft dabei, weil er den Speichelfluss anregt. Wer hingegen immer wieder Brötchen, Süßes oder eine Cola dazwischen konsumiert, sorgt dafür, dass die Flora im Mund dauerhaft saurer bleibt - und die Zähne leiden.

Die richtige Auswahl der Snacks

Wenn einen zwischen Frühstück und Mittagessen oder am Nachmittag doch einmal der Hunger packt, ist aus zahngesundheitlicher Sicht Gemüse der Snack der Wahl. Und zwar "möglichst zuckerarm, kauaktiv und fest", sagt Zimmer und nennt Stangensellerie als ideales Beispiel. Der sei reich an Fasern, die beim Reinbeißen die Zähne sogar ein bisschen reinigen. Möhren, Paprika oder Kohlrabi seien auch perfekt für zwischendurch.

Wem eher nach etwas Süßem ist, der greift zu einem Apfel. "Da ist Zucker drin, aber nicht zu viel." Und auch die Säure sei wohldosiert, so der Experte. Sie rege die Speichelbildung an.

Saures Obst, zum Beispiel eine Orange, taugt zwar auch als Snack - aber nur, wenn man nicht kurz danach die Zähne putzt. "Dann würde man die angeätzte Zahnstruktur direkt wegbürsten", sagt Sommer. Nach dem Orangengenuss werden die Zähne im Idealfall einige Stunden lang nicht geputzt. Man lässt stattdessen den Speichel die Arbeit machen und den pH-Wert im Mund normalisieren.

Ganz anders liegt der Fall bei Bananen. Nach dem Verzehr von solch süßem Obst sollte die Zahnbürste zeitnah zum Einsatz kommen und die Beläge auf den Zähnen wegschrubben.

Zurück zu den Orangen: Was ist eigentlich mit dem Orangensaft zum Frühstück? Nach dieser Logik ist der ja keine gute Idee, weil die Säure den Zahn angreift - man nach dem Frühstück jedoch seine Zähne putzen sollte. Zahnarzt Zimmer hat hier folgende Lösung: In großen Schlucken trinken, statt immer wieder zu nippen. Dadurch bleibt weniger Orangensaft an den Zähnen haften. Die Empfehlung gilt übrigens auch für Cola und andere Softgetränke.

Was nach Angaben des Vereins für Zahnhygiene nichts bringt: Säfte verdünnen. Denn die Bakterien brauchten sehr wenig Zucker, um ihre kariesfördernde Wirkung zu entfalten. Ein Schuss Apfelsaft im Mineralwasser sei für die Zähne auch schon schädigend.

Lieber nichts Klebriges

Was klebt, lässt sich nicht so schnell wegspülen und das wird auf den Zähnen zu einem Problem. Lebensmittel können dann länger schädlich wirken.

Chips zum Beispiel: "Die sind sehr klebrig und das merkt man, wenn sie auf den Kauflächen hängen bleiben", sagt Zimmer. Aber die sind doch herzhaft - also kein Problem, oder? Davon sollte man sich nicht täuschen lassen: Denn oft enthalten sie dennoch für die Zähne schädliche Kohlenhydrate.

Fluoridzufuhr sicherstellen

In den meisten Zahncremes steckt Fluorid. Es schützt den Zahnschmelz vor Säuren. Das Spurenelement findet sich in Fleisch, Fisch, Vollkorn- und Milchprodukten. Erhöhen lässt sich die Zufuhr durch die Nutzung von fluoridiertem Speisesalz, wie die Informationsstelle für Kariesprophylaxe erklärt, deren Sprecher Stefan Zimmer ist.

Um bei Kindern eine Fluorid-Überdosierung zu vermeiden, die sich durch weiße Flecken auf den Zähnen äußern kann (Fluorose), sollte man nach Angaben der Informationsstelle nicht gleichzeitig fluoridierte Zahnpasta, Jodsalz mit Fluorid und Fluorid-Tabletten nutzen. Es gilt die Regel: entweder auf das Salz oder die Tabletten verzichten.

Vitamine helfen

Früchte, grünes Blattgemüse und gelbes Gemüse enthalten nach Angaben der Initiative Pro Dente viel Vitamin A und das wiederum ist gut für die Mundschleimhaut. Vitamin C sei unter anderem unterstützend für die Festigkeit der Zähne, während sich Vitamin D günstig auf das Wachstum und die Zahnhärtung auswirkt.

Quelle: ntv.de, Tom Nebe, dpa


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