Roche bringt Schnelltest auf den Markt

  23 September 2020    Gelesen: 548
  Roche bringt Schnelltest auf den Markt

Antigen-Schnelltests gehören zu den neuen Herbst-Maßnahmen von Bundesgesundheitsminister Spahn. Mitte Oktober sollen sie dann Bestandteil einer neuen Test- und Quarantänestrategie werden. Ab heute sollen die Tests in Deutschland bereits verfügbar sein, gibt der Schweizer Pharmakonzern Roche bekannt. Was ist bisher über die Antigen-Schnelltests bekannt und wie sollen sie zukünftig eingesetzt werden?

Wie funktionieren Antigen-Schnelltests?

Anders als die herkömmlichen PCR-Tests suchen Antigen-Schnelltests nicht in Abstrich-Proben aufwendig nach dem Erbgut des Virus, sondern nach Molekülen, die charakteristisch für die Viren sind. Die Schnelltests sind vergleichsweise einfach durchzuführen: Ähnlich wie bei einem Schwangerschaftstest wird auf einem Teststreifen angezeigt, ob das gesuchte Molekül gefunden wird und die Person positiv ist oder nicht. Die Ergebnisse liegen in der Regel innerhalb von 15 Minuten vor.

Für wen sind die Schnelltests gedacht?

Laut Roche ist der Antigen-Schnelltest für den Einsatz sowohl für symptomatische als auch für asymptomatische Menschen bestimmt.

Wo werden sie zukünftig zum Einsatz kommen?

Spahn zufolge sollen sie ergänzend zu den PCR-Tests zum Beispiel in Schulen, Pflegeheimen oder bei Reiserückkehrern eingesetzt werden. Etwa am Eingangstor von Seniorenwohnheimen könnten sie "unglaublich viel Gutes" bewirken, sagt auch Virologe Christian Drosten: Sie brächten die Möglichkeit mit sich, harte Besuchseinschränkungen verhindern zu können.

Werden die Schnelltests in Apotheken zu kaufen sein? 

Nein, nicht für den Endkonsumenten, da sie von medizinischem Fachpersonal durchgeführt werden müssen, sagt eine Mediensprecherin von Roche ntv.de. Sie können aber von medizinischen Einrichtungen über den Apothekenhandel bezogen werden. 

An wen werden die Schnelltests ausgeliefert?

Die Schnelltests werden über den Handel an medizinische Einrichtungen ausgeliefert. Er ist in allen Märkten erhältlich, die das CE-Zeichen akzeptieren, gab Roche bekannt. Zudem beabsichtigt der Pharmakonzern, eine Notfallzulassung bei der Food and Drug Administration (FDA) in den USA zu beantragen.

Welchen Vorteil bieten Schnelltests gegenüber PCR-Tests?

Schnelltests liefern innerhalb weniger Minuten ein Testergebnis und sind einfacher durchzuführen. Sie können teilweise die PCR-Tests ersetzen und helfen somit, Labore zu entlasten. Virologen und Wissenschaftler sehen vor allem dann einen Vorteil, wenn vorbeugend getestet werden soll. Standard-PCR-Tests seien zu langsam, weil das Ergebnis erst im Labor einen Tag später feststünde. Dazu reichten die Kapazitäten für die nötigen Massentests im Herbst nicht aus und sind teuer, sagte Virologe Alexander Kekulé in seinem MDR-Podcast.

Was ist der Nachteil von Corona-Schnelltests?

Insbesondere in den Anfangstagen oder im späteren Verlauf erkennen Schnelltests eine Corona-Infektion wesentlich unzuverlässiger als PCR-Tests. Hersteller Roche versprach zuletzt für ihre Antigen-Schnelltests eine Zuverlässigkeit von 99,68 Prozent. Allerdings ist die Genauigkeit der Standard-PCR-Tests auch nicht immer von Vorteil, da sie auch "Viren-Leichen" nachweisen, also Rückstände von Viren. Der Test fällt dann positiv aus, obwohl der Träger mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr infektiös ist. In der infektiösen Phase können die Schnelltests das Virus laut Drosten recht sicher erkennen - daher könnten sie ein schnelles und pragmatisches Verfahren darstellen, um zu erkennen, ob eine Person hochansteckend ist.

Werden die Schnelltests in Deutschland bereits eingesetzt?

An einigen deutschen Kliniken kommen die Schnelltests bereits zum Einsatz. Etwa an der Uniklinik Heidelberg, die einen Antigen-Test der Firma SD Biosensor verwendet. Die HNO-Klinik nutzt den Schnelltests laut einer Sprecherin bei Eingriffen im Nasen-Rachenraum - bei Notfall-Patienten und bei Patienten, die stationär aufgenommen werden sollen, aber kein gültiges Testergebnis vorweisen können.

Warum sind die Schnelltests nicht frei verkäuflich?

Das Infektionsschutzgesetz in Deutschland sieht vor, dass nur Ärztinnen und Ärzte eine Infektion nachweisen dürfen. Daher werden die Tests vermutlich nicht an Apotheken geliefert und an Privatpersonen verkauft. Eine Behandlung von anderen Personen könne per Gesetzt als Körperverletzung ausgelegt werden, erklärt Kekulé in seinem Podcast des MDR.

Quelle: ntv.de


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