Die wenigen Frauen und Kinder, die aus eigener Kraft oder mithilfe solcher Retter wie Schudschaa aus der IS-Hölle in die Freiheit kamen, suchen öfters Zuflucht in Europa, wobei darüber allerdings recht selten berichtet wird – gemäß einem Sonderprogramm werden diese Menschen in ganz besonderen, geheim gehaltenen Unterkünften untergebracht.
Von außen erinnere das Gebäude an ein Altenheim, im Inneren jedoch gleiche es einem belebten Kindergarten.
So beschreibt The Guardian ein solches Flüchtlingsheim in der Nähe von Stuttgart. Es sei nur eines von dutzenden Heimen, die seit vergangenem Frühjahr in Baden-Württemberg eingerichtet worden, damit Deutschland im Rahmen eines Sonderprogramms 2.500 Frauen und Kinder aufnehmen könne, die von der Terrormiliz Islamischer Staat als Sklaven missbraucht worden. In den Heimen würden die Menschen von Psychologen und Integrationsspezialisten betreut. Die Flüchtlingsheime würden verstärkt überwacht, schreiben die britischen Reporter.
„Diese Frauen und Kinder waren Sklaven der IS-Kämpfer. Sie sind Opfer und Zeugen von Kriegsverbrechen geworden. Deswegen schützen wir sie. Unsere Mission geheim zu halten, ist der beste Weg ihre Sicherheit zu garantieren“, zitiert die britische Zeitschrift den Leiter des Programms Michael Blüm.
Die ersten Frauen und Kinder seien im vergangenem März nach Baden-Württemberg gekommen. Als eine der wirtschaftlich stärksten Regionen Deutschlands habe das Bundesland bereits 50.000 Kurden und Jesiden aus Nordirak eine Zuflucht geboten. In 2015 seien hier 95 Millionen Euro für die Einrichtung der Betreuungsheime bereitgestellt worden.
Für die Neuankömmlinge, die mit Sonderflügen aus dem irakischen Erbil eingeflogen würden, gebe es kostenlosen Deutschunterricht. Für die Minderjährigen unter ihnen seien Schulen eingerichtet worden und die Lehrkräfte achteten penibel darauf, dass die Schüler nicht schwänzten.
Die Sozialarbeiter der Einrichtung, so The Guardian weiter, stünden den Frauen bei der Erziehung ihrer Kinder zur Seite. Dies solle auch ihrer Therapie dienen.
Zudem erhielten die Frauen kleine Finanzhilfen – je nach Alter und Anzahl der Kinder. Sie würden ihr Budget sehr sorgfältig verwalten, gingen gemeinsam einkaufen und kämen inzwischen im deutschen Alltag gut zurecht, heißt es im Artikel.
Ins Programm aufgenommen würden vor allem ehemalige Sklavinnen des IS, die unverzüglich medizinische Hilfe benötigten – vor allem bei schwersten gynäkologischen Schäden, unheilbaren Verletzungen und Suizidversuchen. Der Grad ihrer Traumata werde ebenso berücksichtigt wie die in Deutschland vorhandenen ärztlichen Kapazitäten und die Fähigkeit der traumatisierten Frauen, sich an das neue Leben zu gewöhnen.
Auch wenn der physische Zustand der ehemaligen Sklavinnen inzwischen normalisiert sei, litten die meisten von ihnen, so der Chefpsychologe des Projekts, an schwersten posttraumatischen Störungen.
Im vergangenen Herbst hatte Sputniknews exklusive Informationen über „Preiszettel“ für die Befreiung von Menschen veröffentlicht, die vom „Islamischen Staat“ im Irak und in Syrien gekidnappt wurden. Demnach werden für manche Geiseln und auch Sklaven, die in der Provinz Anbar im Westen des Iraks in unterirdischen Gefängnissen gehalten werden, bis zu 120.000 US-Dollar verlangt.
Laut einem im Januar veröffentlichtem UB-Bericht hält der IS 3.500 Menschen, hauptsächlich Kinder und Frauen, als Sklaven im Irak fest. Die meisten gehören zur religiösen Minderheit der Jesiden.
2015 hatten mehrere jesidische Frauen, denen die Flucht aus der IS-Gefangenschaft gelungen war, berichtet, dass sie als „Teufelsanbeterinnen“ von den Terrormilizen mehrmals am Tag vergewaltigt wurden.
2014 berichteten die Weltmedien über ein vom IS freigelassenes jesidisches Mädchen, das davor als Sexsklavin gehalten und geschwängert worden war.
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