"Verdient, zu sterben" - Studentin wegen Kommentar zu Lehrermord verurteilt

  24 Oktober 2020    Gelesen: 454
"Verdient, zu sterben" - Studentin wegen Kommentar zu Lehrermord verurteilt

Die islamistisch motivierte Ermordung des Lehrers Samuel Paty kommentierte eine Studentin mit positiven Worten. Für diese "Verteidigung des Terrorismus" verurteilte sie nun ein Gericht zu einer Bewährungsstrafe.

Der tödliche Anschlag auf den Lehrer Samuel Paty hat die Franzosen erschüttert. Er galt als Vorbildpädagoge und wurde am Donnerstag mit einer nationalen Trauerfeier geehrt. Eine 19-jährige Studentin aber hat die islamistisch motivierte Ermordung des Lehrers im Internet mit positiven Worten kommentiert und ist nun zu einer viermonatigen Bewährungsstrafe verurteilt worden.

Die Strafe wurde in dem Schnellverfahren am Freitag wegen "Verteidigung des Terrorismus" verhängt. Die Biologiestudentin muss außerdem ein sechsmonatiges Praktikum absolvieren, in dem sie über die Grundwerte des französischen Staates unterrichtet wird.

Paty war vor einer Woche in einem Vorort von Paris von einem 18-jährigen Attentäter tschetschenischer Herkunft enthauptet worden, weil er Karikaturen des Propheten Mohammed im Unterricht gezeigt hatte. Die 19-jährige Studentin schrieb dazu im Onlinenetzwerk Facebook, der Geschichtslehrer habe es zwar nicht verdient gehabt, enthauptet zu werden, "aber zu sterben, ja". Aufgrund des Hinweises eines anderen Internetnutzers wurde sie daraufhin an der Universität von Besançon festgenommen.

Vor Gericht zeigte sich die junge Frau reuig: "Ich bedauere, dass ich diesen Kommentar geschrieben habe, ich entschuldige mich dafür." Sie habe die Worte "zu schnell" und "ohne nachzudenken" geschrieben. Sie verwies auch darauf, dass sie ihre Botschaft später selbst gelöscht habe.

Paty war am Mittwoch von Präsident Emmanuel Macron bei einer nationalen Gedenkveranstaltung als "stiller Held" geehrt worden. Der Lehrer sei von "Feiglingen" ermordet worden, "weil er die Republik verkörperte", sagte Macron.

Paty hatte die Mohammed-Karikaturen seinen Schülern gezeigt, als es um das Thema Meinungsfreiheit ging. Die Bilder hatte die Satirezeitung "Charlie Hebdo" veröffentlicht, auf deren Redaktion in Paris wegen der Karikaturen im Jahr 2015 ein Anschlag mit zwölf Toten verübt worden war.

Seit dem Mordanschlag auf den Lehrer gingen die französischen Sicherheitsbehörden in Dutzenden Einsätzen gegen Menschen und Vereinigungen vor, die mutmaßlich dem islamistischen Spektrum angehören oder nahestehen. Gegen ein halbes Dutzend Verdächtige leitete die Justiz Ermittlungsverfahren wegen Komplizenschaft bei der Mordtat ein, darunter gegen zwei Schüler und den Vater einer Schülerin. Der Täter selbst war kurz nach dem Anschlag in Conflans-Sainte-Honorine von der Polizei erschossen worden.

spiegel


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