“Ein Angriff auf die Türkei ist ein Angriff auf die Nato“
Russische Kampfjets waren am Wochenende zweimal in den türkischen Luftraum in der Grenzregion Hatay eingedrungen. Die Zwischenfälle sollen durch russische Kampfflugzeuge vom Typ Su-30 und Su-24 verursacht worden sein.
Die Türkei bestellte nach beiden Vorfällen den russischen Botschafter ein und warnte vor einer Wiederholung. Die Nato verurteilte das Eindringen in das Hoheitsgebiet der Türkei am Dienstag als unverantwortliches Verhandeln.
Möglicherweise gab es noch einen dritten Zwischenfall: Das türkische Militär teilte am Dienstag mit, ein Kampfflugzeug vom russischen Typ MiG-29 habe im Luftraum an der Grenze zu Syrien acht türkische F-16-Kampfjets "gestört". Was genau damit gemeint war, ist noch unklar.
Russland fliegt seit dem vergangenen Mittwoch Luftangriffe auf Stellungen der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) und anderer Rebellen in Syrien. Moskau ist ein Verbündeter des syrischen Machthabers Baschar al-Assad. Die Türkei dagegen unterstützt Rebellengruppen, die gegen Assad kämpfen.
Der russische Vize-Verteidigungsminister Anatoli Antonow bot bereits Gespräche mit seinem türkischen Kollegen an, um "Missverständnisse" beim Einsatz Russlands in Syrien zu verhindern.
Zuvor war bekannt geworden, dass die Türkei den russischen Botschafter zweimal wegen der Zwischenfälle einbestellte. Die Regierung in Moskau hat zugegeben, dass ein russisches Kampfflugzeug von Syrien aus in den türkischen Luftraum eingedrungen ist. Die Maschine habe sich nur wenige Sekunden über türkischem Gebiet befunden. Auslöser für den Vorfall sei schlechtes Wetter gewesen. Es gebe damit keinen Anlass, an Verschwörungstheorien zu stricken, erklärte das Ministerium. Russland wies auch den türkischen Vorwurf zurück, einer der Jets habe die beiden Abfangjäger mit dem Zielradar erfasst.
"Ich werde jetzt nicht über die Motive spekulieren, aber das sieht nicht nach einem Missgeschick aus", sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Es habe zwei derartige Vorfälle über dem Territorium des Nato-Partners gegeben, die lange andauerten. Die Allianz habe aus Moskau "keine wirkliche Erklärung" dafür erhalten, was geschehen sei. Er forderte Russland auf, den Luftraum der Türkei nicht noch einmal zu verletzen. Die Nato beobachte einen beachtlichen russischen Militäraufmarsch in Syrien, sagte Stoltenberg. Dies gelte für die Luftwaffe, die Flugabwehr, aber auch die Bodentruppen am russischen Luftwaffenstützpunkt in Syrien. Auch die russische Marine sei verstärkt präsent in der Region.
Russland konterte und warf der Nato vor, aus einem Versehen politischen Profit schlagen zu wollen. Der Westen nutze den Vorfall aus, um die Ziele des russischen Militäreinsatzes in Syrien verfälscht darzustellen, zitierte die Nachrichtenagentur Tass den russischen Nato-Botschafter Alexander Gruschko.
Moskau kündigte aber dennoch an, auch den zweiten Zwischenfall zu überprüfen. Dies meldete die russische Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf die russische Botschaft in Ankara.