Äthiopiens Zentralregierung setzt die Offensive gegen die abtrünnige Region Tigray im Norden des Landes fort. Die Luftwaffe griff dort erneut Ziele an. Es sei ein »präzise geführter Einsatz« außerhalb von Makelle, der Hauptstadt Tigrays, gewesen, teilte das Militär mit.
Äthiopiens Ministerpräsident Abiy Achmed erklärte, das dreitägige Ultimatum, das den Spezialkräften in Tigray und mit ihnen verbündeten Milizen zur Kapitulation gestellt worden sei, sei abgelaufen. »Nach Ablauf dieser Frist wird der letzte wesentliche Akt der Strafverfolgung in den kommenden Tagen durchgeführt«, schrieb Abiy auf Facebook. Von der Führung in Tigray gab es zunächst keine Stellungnahme.
Ministerpräsident Abiy – der Friedensnobelpreisträger von 2019 – hatte am 4. November Luftangriffe und eine Offensive gegen die Regierung von Tigray angeordnet. Dabei sind Hunderte Menschen ums Leben gekommen, 25.000 sind allein in den Sudan geflohen.
Der Bundesstaat mit der Größe Österreichs und fünf Millionen Einwohnern wird von der Volksbefreiungsfront TPLF regiert. Diese liefert sich seit Jahren einen Konflikt mit der Zentralregierung.
Das norwegische Nobelkomitee hat sich derweil »zutiefst besorgt« angesichts der Kämpfe in Äthiopien gezeigt. Der Direktor des Komitees, Olav Njolstad, sagte der Nachrichtenagentur AFP, er und seine Kollegen verfolgten die Entwicklungen in dem ostafrikanischen Land »sehr genau«. Alle Konfliktparteien seien gleichermaßen dafür »verantwortlich, die jüngste Eskalation der Gewalt zu stoppen und ihre Differenzen und Konflikte mit friedlichen Mitteln zu lösen«. Es kommt nur äußerst selten vor, dass die fünf Mitglieder des Komitees sich nach der Auszeichnung zur Politik eines Preisträgers äußern.
Das Komitee sei nach wie vor der Ansicht, dass Abiy im Jahr 2019 der Kandidat unter den 300 Nominierten für den Friedensnobelpreis gewesen sei, der die Kriterien für die Auszeichnung »am besten erfüllt« habe, betonte die Osloer Jury.
spiegel
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