Apple überholt sich selbst

  18 November 2020    Gelesen: 488
Apple überholt sich selbst

Der erste Computer mit Apples neuem M1-Chip ist da, das 13 Zoll große MacBook Pro. Ist es wirklich so schnell und ausdauernd, wie der Hersteller verspricht? Unser Test liefert die Antwort.

Zugegeben, die neuen Apple Watches, iPads, mittleren, kleinen und großen iPhones und HomePods waren ja alle ganz nett, aber seine interessanteste Neuheit hatte sich Apple für das dritte seiner Herbst-Events aufgehoben, den M1-Prozessor. Was genau es mit diesem neuen Mikrochip auf sich hat, können Sie hier nachlesen. Jetzt geht es darum, ob er in der Praxis hält, was der Hersteller verspricht.

Um das herauszufinden, teste ich seit knapp einer Woche das neue MacBook Pro im 13-Zoll-Format, das zwar genauso aussieht wie sein Vorgänger mit Intel-Prozessor, stattdessen aber mit dem neuen Apple-Chip ausgerüstet ist. Was mir dabei auffällt: Wenn ich es aufklappe, ist es augenblicklich betriebsbereit, ganz wie ein iPhone sofort »da« ist, wenn man im Stand-by auf die Einschalttaste drückt. Ein zum Vergleich getestetes 16 Zoll großes MacBook Pro – Apples Top-Notebook – braucht rund zwei Sekunden. Der Unterschied ist spürbar.

Was man da spürt, ist die Nähe der neuen Apple-Notebooks zu den iPads und iPhones. Der M1-Chip in meinem Testgerät ist eine aufgebohrte Version jener Chips, die der Konzern seit gut einem Jahrzehnt in seine iPhones und iPads einbaut. Bei der Präsentation des M1 und der neuen MacBooks hatte Apple nicht mit Superlativen gespart: Bis zu dreieinhalbmal schneller sei der Prozessor, bis zu sechsmal schneller die Grafik, bis zu 15-mal schneller würden Aufgaben erledigt, die auf maschinellem Lernen basierten, beispielsweise Gesichtserkennung.

Was nur im Kleingedruckten steht: Als Referenz für diese Angaben hat Apple jeweils das kleinste Modell der jeweiligen Baureihe gewählt, also den Mac Mini mit lahmem Core-i3-Prozessor, das MacBook Air in der Minimalversion und ein günstiges MacBook Pro mit Intel-Prozessor.

So schnell ist der M1 wirklich
Das kann man machen. Zumal das Modell, das mir zum Test vorliegt, mit einem Preis von 1412,45 Euro das günstigste seiner Baureihe ist. Aber viel spannender scheint mir die Frage: Wenn die neuen Modelle mit dem M1 so viel schneller als die alten sind, wie schlagen sie sich dann gegen ein High-End-MacBook mit Intel-Prozessor? Also ließ ich mein Testgerät gegen das 16-Zoll-Modell vom Vorjahr antreten, ausgestattet mit einem 2,4 GHz schnellen Core-i9-Prozessor und 32 Gigabyte Arbeitsspeicher. Listenpreis rund 4000 Euro.

Ich habe etliche Testprogramme auf beide Computer losgelassen: Geekbench 5, Cinebench R23, verschiedene Browsertests und sogar den 3DMark Sling Shot Benchmark, der eigentlich für iPhones und iPads entwickelt wurde. Aber auch das gehört zu den Goodies, die der M1-Chip mit sich bringt: Auf einmal kann man auf dem MacBook iPhone- und iPad-Apps benutzen. Dazu später mehr.

Das Ergebnis: In allen Tests, die nur einen der acht Prozessorkerne des M1 belasten, ist das neue MacBook Pro um 25 bis 45 Prozent schneller als das doppelt so teure 16-Zoll-MacBook und laut Geekbench sogar der schnellste Mac überhaupt. Ein bisschen anders sehen die Ergebnisse aus, wenn man Multicore-Anwendungen testet, die alle Rechenkerne des Chips belasten. Hier liegen das neue MacBook und das alte High-End-Modell etwa gleichauf. Bei der Grafikleistung erreichte das MacBook mit M1-Chip viermal höhere Werte als das Modell mit Intel-Chips.

Um außerdem die Leistung bei maschinellem Lernen zu testen, besorgte ich mir eine Vorabversion des Grafikprogramms Pixelmator Pro 2.0. Die Software, die schon auf Apples neue Hardware optimiert ist, verfügt mit »ML Super Resolution« über eine Funktion, die auf maschinelles Lernen setzt, wenn sie die Auflösung von Fotos künstlich erhöht, um beispielsweise niedrig aufgelöste Bilder stark zu vergrößern. Das Ergebnis: Für die Bearbeitung eines Urlaubsfotos mit »ML Super Resolution« brauchte Pixelmator Pro auf dem neuen MacBook Pro 15 Sekunden, auf dem 16-Zoll-MacBook Pro 24 Sekunden.

spiegel


Tags:


Newsticker